Tim Hecker

Virgins

Kranky/Cargo

Variantenreich fließende Abstraktionen unter dem Banner der Minimal Music.

Tim Heckers Vorgänger-Album RAVEDEATH, 1972 (2011) entstand in einer Kirche in Reykjavik mit einer Pfeifenorgel und spielte mit den Resonanzkonstellationen in einem historischen Raum. Für VIRGINS hat der Kanadier mehrere Sessions in Reykjavik, Montreal und Seattle absolviert und Piano, Synthesizer und Holzblasinstrumente live im Studio aufgenommen – Musik, die im Fluss die Möglichkeiten einer transzendentalen Erfahrung sucht und immer wieder findet. Hecker entwickelt in knapp 50 Minuten eine auffallend große Palette elektro-akustischer Ausdrucksformen in seinem begrenzten instrumentellen Rahmen.
In einigen Tracks formen sich die Klänge zu wellenartigen Bewegungen, in anderen verschwinden sie in fortlaufend leicht variierten Patterns, konkurrieren mit Noise-Elementen, werden zum dominanten Glockengeläut („Virginal II“) oder scheinen sich dann doch kaum zu verändern, allenfalls in Helligkeitsstufen. Minimal-Fans dürften in VIRGINS die gelungene Fortsetzung dessen erkennen, was mit Steve Reich und Terry Riley auch außerhalb der Special-Interest-Kreise Beachtung fand, für alle anderen kann dieses Album die Einstiegsdroge werden, die in die Welt der wundersamen Abstraktionen führt.