Tim Booth – Bone
Wer so lange weg war, der bringt besser verdammt feine Geschenke mit, wenn er eines Tages wieder vor der Tür steht. Sonst erinnern wir uns womöglich nicht mehr an ihn. „We’re like ice cream“, singt er in „Redneck“: Heute wollen die Leute Vanille, morgen schon lieber Schokolade. So schnell kann’s gehen. Tim Booth, der bis Anfang der Neunziger dem ewigen britischen Geheimtipp James vorstand und sich 1996 mit booth and the bad angel endgültig verabschiedet zu haben schien, weiß, wovon er da singt. Denn er war verdammt lange weg. Nahm Schauspielunterricht, schrieb Drehbücher – und nahm zwischendurch eine Menge Songs auf, von denen es nur die schillerndsten auf bone geschafft haben. Elf Freunde sind es geworden, die fast alle das Zeug zu veritablen Hits mitbringen: hymnische Melodien, euphorisierende Hooks, mitreißende Grooveszum Mitwippen oder Abtanzen, gespickt mit liebevoller Detailarbeit am Klingklang, spielerische Bässe und dezente Zaubereien am Synthesizer, Handclaps, bis die Finger schmerzen. Und all das wird überstrahlt von Booths offener, wandlungsfähiger Stimme. Eine Stimme, der man anhört, dass die selbst die traurigsten Texte mit einem Lächeln zum Vortrag bringt. Sogar das Remake seines eigenen Stückes „Fall In Love With Me“, 1996 mit Angelo Badalementi komponiert, klingt so wenig abgestanden wie ein frisch gezapftes Bier. Hier werden tiefe und bittere Einsichten in ein unterhaltsames Album verpackt wie in einen bonbonbunten Sarg – während aus dem Inneren das Kichern der Leiche erklingt. Das ist wirklich ein sehr, sehr feines Geschenk. „Wave hello /Shame we don’t stay“. singt Booth im Opener. Hoffentlich gilt das nicht für diese Platte.
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