Till Brönner – Oceana :: All That Jazz

Anläßlich seines Albums BLUE EYED SOUL hat Till Brönner vor vier Jahren versucht, allen Jazz-Hardlinern mit einem einzigen Satz den Nörgel-Hahn zuzudrehen: „Das einzige, was zählt, ist, daß die Musik mich und die Menschen, die sie hören, nicht nervt.“

Daher scherte sich schon damals der Schönspieler Brönner nicht um etwaige rhythmische Knotenbildungen und harmonische Verwackler, warf statt dessen seine melancholisch gestalteten Melodienschlingen aus. Mit einem nostalgisch-wärmenden Trompetenton für jede gediegene Jazz-Lounge. 2006 legt Deutschtands Jazz-Liebling nun nach. Mit Oceana, für das er ins Heimatland des Jazz gereist ist, um in Kalifornien die Beine und vor allem die Seele baumeln zu lassen. Was eindeutig gelungen ist. Denn die zwölf Tracks sind an lyrischer Gefühligkeit und balladesker Reinheit kaum zu überbieten. Ob Brönners Trompele nun abgedämpft ist oder nicht – das Elegische ist Balsam pur. Es steckt in jedem makellosen Ton eine laue Brise und in jedem gesungenen Wort eine Liebkosung. Wenn das nicht zu Herzen und ins Gemüt geht! Zumal Brönner einmal mehr seine smarte Aura kultiviert, auf die man einfach fliegen muß. Oder vielleicht lieber doch nicht. Obwohl diese Reinkarnation des trompetenspielenden Jazz-Chansonniers Chet Baker jetzt mit einer Auswahl an prominenten Songs auf den ersten Blick Geschmack bewiesen hat, verwandeln sich im Laufe des Albums Leonard Cohens „In My Secret“, der Jazz-Standard „It Never Entered My Mind und Nick Drakes „River Man“ in allzu entspannten Wohlfühl-Schick, bei dem man schnell den Faden vertiert. Das hat aber auch wiederum sein Gutes. Denn so kann man nebenbei bestens quatschen oder Zigaretten holen gehen. Brönner will ja schließlich nicht nerven.

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