Throbbing Gristle – Part Two: The Endless Not

Throbbing Gristle haben sich schon immer darin gefallen – ja, sie haben es zum Konzept erhoben -, dem Zuhörer ständig wiederden Teppich unterden Füßen wegzuziehen. Nur haben solche Desorientierungsübungen während der ersten Phase der Band – das war noch vor den ersten offiziellen Rülpsern der Sex Pistols – wohl eine noch wesentlich irritierendere Wirkung gezeitigt. Throbbing Gristle mit Cosi Fanni Tutti, Chris Carter, Genesis P. Orridge und Peter Christopherson alias Sleazy (ein Partner der legendären Albumcover-Design-Gruppe Hipgnosis) waren 1975 aus der Provozier-Performance-Truppe COUM Transmissions herausgewachsen, die sich auf der Bühne gegenseitig Dinge antat, die heute in die abgelegensten Winkel des Internet verbannt würden. Tatsächlich überholten sie mit ihren elektronischen Experimenten, die weniger bei Kraftwerk angelehnt waren als beim BBC Radiophonic Workshop von Delia Derbyshire, die Punks ironisch am linken Außenflügel. Imjahri98ihatten sich Throbbing Gristle zerstritten, Carter und Tutti machten im Duo weiter. Porridge und Sleazy in der Band Psychic TV. Vor drei Jahren wurde das Kriegsbeil begraben. Einer DVD vom Comeback-Auftritt im Astoria folgt nun das erste Studioalbum mit neuen Stücken seit 27Jahren. Die im Studio improvisierte Kombination von Eraserheadsounds, Bass-Grooves, Sprechgesang, elektronischen Geräusch-Collagen und Klangfurzerei schockiert nicht mehr. Mit der Zeit, wenn man sich endlich an den quasi-priesterlichen Anti-Gesang von Genesis P.Orridge gewöhnt hat, fängt der post-gruftige Düster-Sound regelrecht zu grooven an.

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