The War On Drugs
I Don’t Live Here Anymore
Atlantic/Warner (VÖ: 29.10.)
Adam Granduciel klopft ans Stadionrock-Tor, wo Bruce Springsteen schon lächelnd wartet.
Wenigen Bands des 21. Jahrhunderts attestiert man magische Qualitäten. Am wenigsten solchen des Typus rückwärtsgewandte, sentimentale, weiße Männer mit Gitarren besingen First World Problems. Umso erstaunlicher daher, wie es The War On Drugs nun schon seit einigen Alben gelingt zu bezaubern und in den Bann zu ziehen.
AmazonKlar, einige zynische Spielverderber orten bei Mastermind Adam Granduciel eine Tendenz zu Mark-Knopfler-schem Softrock-Genöle getarnt im Bob-Dylan-Schafspelz. Her mit dem Pelz, wenn er so schön wohlig wärmt! Ist es nicht genau das, was die Welt momentan braucht? Granduciel mag ein uncooler Hi-Fi-Fetischist, eventuell gar ein rockistischer Gitarren-Nudler sein. Der daraus resultierende Wohlklang gepaart mit Befindlichkeits-Lyrics, die nicht nur nicht nerven, sondern wahrhaft berühren, sorgen für ein Meisterwerk nach dem anderen.
A DEEPER UNDERSTANDING (2017) war schwer zu toppen. I DON’T LIVE HERE ANYMORE marschiert davon unbeeindruckt schnurstracks in den obersten Pop-Olymp. Hymnen hatten schon lange nicht mehr diese unverkrampfte Leichtigkeit und würdevolle Eleganz. The War On Drugs klopfen ans Stadion. Bruce Springsteen öffnet lächelnd das Tor.