The Thing – Garage

Wenn Jazzer – im weitesten Sinn – Stücke von Rockmusikern – im weitesten Sinn – covern, dann ist das oft kein Statement, sondern nur die Bestätigung einer These, die seit John Coltranes „My Favorite Things“ ein Faktum ist: dass im Jazz jede Musik – vom Volkslied bis zur Musicalmelodie – als Ausgangspunkt für Improvisationen hergenommen werden kann. Dass The Thing allerdings „Art Star“ von den Yeah Yeah Yeahs, „Aluminium“ von den White Stripes und „Have Love Will Travel“ von den Sonics auf einem Album, das sie auch noch GARAGE (da winkt der Zaunpfahl) nennen, als Ausgangspunkt ihrer freejazzigen Improvisationen hernehmen, zeugt von einer gewissen musikgrenzenübergreifenden Kennerschaft. Leader Mats Gustafsson [sax], der immer wieder gerne mit „Rock“-Musikern wie Jim O’Rourke, David Grubbs und Sonic Youth zusammenarbeitet. Ingebrigt Häker Flaten (b) und Paal Nilssen-Love (dr, perc] agieren mit einer hymnischen Expressivität, die sich zwischen der von Albert Ayler und der des Albert-Ayler-Bewunderers Peter Brötzmann (dessen „Eine kleine Marschmusik“ hier auch interpretiert wird] bewegt. GARAGE ist also nicht unbedingt ein Album für den gemeinen Garagen-Rock-Fan, der ein paar lustige, „jazzige“ Coverversionen seiner Lieblingslieder hören will, sondern eher ein Fall für Freejazz-Hörer, die zusätzlich ihren musikalischen Horizont erweitern könnten, wenn sie sich die Originale besorgen würden. Wenn sie das aber täten, würden sie mit einer genugtuenden Wahrheit konfrontiert: Am äußersten Rand der konservativen Musikform Jazz lebt es sich immernoch gefährlicher als jenseits des Rock-Mainstreams.

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