The Strange Death Of Liberal England – Forward Maren!

Die verbale Mitteilung ist ihr Ding nicht. Und so kommt es, dass die fünf Musiker der Band mit dem so schön geschwungenen Namen auf der Bühne Plakate hochhalten, mit denen sie ihre Songtitel ankündigen oder sich verabschieden und bedanken-ganz höflich wohlgemerkt. „The Strange Death Of Liberal England“ ist der Titel eines 70 Jahre alten Polit-Best-Sellers auf der Insel, inzwischen ist ein aktuelles Rework unter veränderten Vorzeichen erschienen („The Strange Death Of Tory England“) und dieses Album der Band aus Portsmouth, das um einen Haufen schwerblütiger Melodien gebaut ist und so gar nicht zur Aufbruchstimmung im Nach-Blair-Britannia passt. Zur groben Einordnung vielleicht das: The Strange Death Of Liberal England spielen Postrock zwischen Orchester und Folk-Ensemble (das darf an die Bands des Montrealer Constellation-Labels erinnern) und Knall-und-Schwall-Epen in XXL, die man dem Kernpublikum von Coldplay nicht vorspielen möchte, weil es den Glauben an das Gute im Menschen verlieren würde. Es gibt auch keinen Polit-Heiland wie Chris Martin hier, The Strange Death Of Liberal England ist eine Versammlung hochkonzentrierter Instrumentalisten und Chorknaben (beim Gruppenbild taucht eine Dame auf, hören kann man sie aber nicht), die sich ihrer persönlichen Apokalypse mit maximaler Ekstase versichern. „An Old Fashioned War“ ist eine Überdosis Pathos, „I Saw Evil“ klingt, als hätte man Arcade Fire als Marschkapelle verkleidet und in die U-Bahnschächte Londons geschickt. Und wie das mit dem Bösen so ist, es hat dann doch das Zeug, uns ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, wenn es – wie hier – in einem großartigen Wall Of Noise & Vocals aufgeht. Das nächste Plakat bitte: „Gute Nacht. England.“

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