The Searchers – The Definitive Pye Collection

Böse Menschen behaupten ja, dass jeder, der 1963 in Liverpool eine Gitarre richtig herum halten konnte, einen Plattenvertrag unterzeichnen durfte. Nun. ganz so einfach war es auch wieder nicht, und am allerwenigsten traf es auf die Searchers zu. Die waren zu Beginn der Beatlemania schon alte Hasen und konnten 1963/64 eine Handvoll Hits lancieren, „Needles And Pins“ etwa. „Sugar And Spiee “ oder auch „Sweets For My Sweet“: netter Merseybeat mit Folk-Einschlag, massiv auf Wohlklang getrimmt. the definitive pye collection versammelt auf drei CDs all die Hits und Semi-Hits, legt aber auch Zeugnis ab vom grandiosen Scheitern der Band: Seit 1965 klang moderne Rockmusik einfach anders, man denke nur an Songs wie „Day Tripper“, „Satisfaction oder „My Generation“. Die Searchers ließen sich komplett vom Zeitgeist überrollen. Da halfen auch keine angezerrten Gitarren, wenn die Songs noch immer nach Everly Brothers klangen, eingedickt in fetten Hall nach Art Phil Spectors. Ganz klar: Das hemmungslose Losrocken war nie die Sache der Searchers gewesen, verglichen mit den Versionen der Beatles, klangen ihre Fassungen von „Money oder „Twist And Shout“ recht brav. Sie hatten eben keine singende Rocksau namens Lennon und keinen George Martin, der den Sound putziger 30-Watt-Verstärker unvergleichlich druckvoll aufs Band brachte. Wie so viele Bands der frühen Beatphase scheiterten auch die Searchers daran, dass originelles, nachspielbares Material aus den USA immer rarer wurde und die entstandene Lücke im Repertoire mit Eigenkompositionen nicht gefüllt werden konnte. Aber genug der Miesmacherei: Als folkig-sanfte Merseybeat-Pioniere waren die Searchers erste Wahl, und mit 75 Songs liefert die pye collection einen prima Überblick über ihr Schaffen. Nur die drei unsäglichen Stücke, die während eines Comeback-Versuchs 1982 entstanden, hätte man sich sparen können.