The National :: High Violet
4AD/Beggars/Indigo
Indie-Rock, ausdifferenziert, reich an Texturen. Die New Yorker wollen die neuen Weicheier sein.
Als The National 2003 ihr zweites Album SAD SONGS FOR DIRTY LOVERS veröffentlichten, hielt sich die Aufregung in den meisten deutschen Medien noch in Grenzen. Zum einen hatte das Modell „melancholische Rockband“ gerade keine Konjunktur, zum anderen konnte man die Amerikaner etwas zu leicht auf ihre Vorbilder festnageln, war das nicht eine Nick-Cave- oder Leonard-Cohen-Gedächtnisband? Wie man sich irren kann. Drei Alben und sieben Jahre später führen The National als Lichtgestalten des Contemporary Indie-Rock eine Liga von Bands an, die sich hörbar von der Vätergeneration befreit haben. Sie wollen die neuen Weicheier sein. Verglichen mit den Frühwerken besitzt HIGH VIOLET eine Vielzahl von Texturen, die die Songs perfekt in der Schwebe halten, im Zusammenspiel von Gesang, Gitarre, Keyboards und Streichern entstehen die heute National-typischen sanften Hymnen, die immer so klingen, als könnten sie wegfliegen, aber am Ende doch sicherheitshalber auf dem Boden bleiben. Das ist eine Qualität, die die Band aus Brooklyn in Reichweite der Radiotauglichkeit hält. Matt Berningers tiefer Bariton hat auch diesmal wieder einige extraschöne Auftritte, er kurvt schon ziemlich elegant durch diese „Lemonworld“ mitten im Album. Nur böse Zungen würden jetzt noch Nick Cave herbeizitieren.
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