The Mars Volta – SCAB Dates

Das vielleicht größte Phänomen im Zusammenhang mit dieser Band hat nichts mit dieser Band zu tun, sondern mit ihrem Publikum. The Mars Volta „füllen“ mittelgroße Hallen mit Menschen, die man normalerweise jagen könnte mit der Musik, die die Musik beeinflußt hat, die diese Hallen füllt: Prog-Rock, Psychedelia, Free Jazz inklusive hübscher Begleiterscheinungen wie pompöse, aufgeblasene 20-Minuten-Songkonstrukte, Gitarrensoli, wie man sie eigentlich nicht mehr hören wollte, und überblasene Saxophonsoli. Jetzt könnte man das Phänomen damit zu erklären versuchen, daß die Musik der Mars-Volta-Vorgängerband At The Drive-ln schon irgendwie „indie“ war, aber die Erklärung ist nicht zulässig, weil auch der Post-Hardcore von At The Drive-ln schon progige Strukturen aufwies. Vielleicht liegt es daran, daßThe Mars Volta in ihrer Überambitioniertheit und ihrem musikalischen Geschichtsbewußtsein authentisch sind. Ambitioniertheit, artifizielles Gehabe und Authentizität schließen sich nicht aus, wenn der Künstler nicht anders kann, als ambitioniert zu sein. The Mars Volta sind nicht unauthentischer als Bloc Party, weil Omar Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler nicht anders können, scab dates ist das erste flächendeckend erhältliche Live-Album von The Mars Volta [die Album-lange Live EP ist im Jahr 2003 nur in den USA erschienen! und konserviert die Energie und Rastlosigkeit eines Live-Auftritts der Band, die schon mal in körperliches Unwohlsein übergehen kann. Daß hier nur jeweils ein Stück der beiden Mars-Volta-Alben Deloused In The Comatorium und Frances The Mute sowie eines von der Tremulant-EP drauf ist und der Rest „neu“, sagt viel über das Selbstverständnis von The Mars Volta als Musiker aus. Vielleicht sollte man SCAB Dates mit dem letzten Track beginnen. Das ist ein exakt 20minütiger psychedelischer Trip, der den kompletten Wahnsinn dieser Band in einen ..Song packt. Und wer den übersteht, ist auch bereit für The Mars Volta.

www.themarsvolta.com