The Magnetic Fields :: Love At The Bottom Of The Sea
Back to the roots und ohne die ganz großen Songs: Stephin Merritt schickt seine Band wieder in die Umlaufbahn melancholischer Synthie-Popmusik.
Dass großer Pop sich oft großer Langeweile verdankt, ist kein großes Geheimnis. Elvis, Beatles und Sex Pistols hätten nie die Sound-Stürmer werden können, die eine ganze Generation mitreißen konnten, wenn es da nicht diesen Mief dieser Jahre gegeben hätte, von dem man sich lösen musste. Stephin Merritt mag dieser Liga der epochalen Umwälzer nicht zugerechnet werden, der US-Songautor und Sänger wird dennoch gerne als Jahrhundertmusiker gehandelt und seit dem Magnetic-Fields-Triple-Album 69 Love Songs (1999) von einem wachsenden Publikum als romantisches Genie verehrt. Und weil Merritt so häufig in Bars sitzt und einfach Musik hört, ist er auch zu einem Experten für Top-40-Hits geworden. Sein gelangweiltes Urteil: Die Charts-Songs seien alle viel zu lang, sie wiederholten sich. Auf dem neuen Magnetic-Fields-Album wird man deshalb keinen Song entdecken, der die 2:40-Minuten-Grenze überschreitet. Ob Merritts Musik eines Tages die Charts-Reife seiner Idole Irving Berlin und Abba erreichen wird, darüber verrät Love At The Bottom Of The Sea allerdings nur wenig. Merritts neue Songsammlung ist die erste Veröffentlichung nach dem Ende der No-Synths-Trilogie, ein Bekenntnis zu den synthetischen Roots seines Vorzeige-Ensembles Magnetic Fields. Der Bandchef hat neue Synthesizer eingekauft, um das Klangspektrum zu erweitern. Er benutzt die Gerätschaften weniger zur Melodieführung denn zur Herstellung pluckernder, quietschender, seltsamer Klangelemente. Shirley Simms und einmal Claudia Gonson übernehmen neben Merritt die Hälfte der Vokalparts, was dem Album deutliche Risse zufügt. Natürlich ist auch dieses Album wieder voller böser Bemerkungen über die Liebe oder was man so Liebe nennt, Merritt kann lustig und melancholisch in einem Satz sein, doch die Songs, die die Magnetic Fields dazu spielen, hören sich an, als wären sie schon einmal gebacken worden und kämen jetzt nicht mehr frisch auf den Tisch. Die Hard-to-find-Song-Sammlung Obscurities vom vergangenen Oktober klingt noch so stark nach, dass diese neuen Merritt-Songs vorerst liegen bleiben müssen.
Key Tracks: „Born For Love“, „Going Back To The Country“
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