The Magnetic Fields

50 Songs Memoir

Nonsuch/Warner

Zweites Mammutprojekt des Indie-Troubadours Stephin Merritt: ein Song für jedes Lebensjahr.

Die Diskussion haben wir zuletzt bei ABC und ihrer Rückkehr zum Lexicon Of Love geführt: Wer hat was davon, wenn ein Künstler ein Konzept noch einmal aufgreift? Ist dieses Prinzip sofort als Versuch zu entlarven, mit dem, was früher funktioniert hat, den Erfolg zurückzuholen? Oder ist es vollkommen okay, wenn ein Künstler ein geglücktes Format noch einmal aufnimmt? Stephin Merritt ist keiner, der es sich als Musiker leicht macht.

Nach den 69 LOVE SONGS, einem der definitiven Großwerke der Indie-Kultur, hat er ein Ego-Album auf­genommen, auf dem jedes Stück mit „I“ begann. Er hat Musik mit Kinderinstrumenten produziert und eine Verzerrerplatte gemacht, die ihm besonders wehtat, weil sein Gehör längst nicht mehr das beste ist. An die 69 LOVE SONGS reichte keines dieser Alben heran. Nun, nach fünf Jahren Pause und einem Re­issue des Meisterwerks, kehren Merritts Magnetic Fields mit 50 SONG MEMOIR zurück. Das Konzept: ein Song für jedes Lebensjahr, von 1965 bis 2015.

Der Reigen beginnt babyphilosophisch mit „Wonder Where I Come From“, dann geht es um die Problemkatze aus der Kindheit („We had a cat called Dionysus, every day another crisis“), die frühe Liebe zu Judy Garland, den Eissturm von 1978,  erste Musikversuche („How To Play The Synthesizer“) und die Warnungen vor der Jeansjacke („Rock’n’Roll Will Ruin You“). Die Adoleszenz endet 1985 mit der Feststellung „I Am Not A Teenager“, es folgen Tage ohne Geld und in der Disco, Beziehungsdramen („The Ex And I“) und die nostalgische Erinnerungung „I Wish I Had Pictures“.

Die Musik wandelt sich mit den Themen, immer wieder jedoch übt sich Merritt in seinem Lieblingsformat, der mit tiefer Stimme gesungenen Ballade, in der Gershwin genauso steckt wie Lee Hazlewood und Morrissey. Da Merritt – anders als auf den 69 LOVE SONGS – alle Stücke selbst singt, ist eine gewisse Eintönigkeit nicht vermeidbar. Wer dieser entfliehen will, vergleicht Merritts Leben mit seinem eigenen. Zwischen „How I Failed Ethics“ und „Dreaming In Tetris“ finden wir uns alle wieder.