The lcarus Line – Penance Soiree

Rock-Produktionen hat es immer gegeben, doch in letzter Zeit orientierten sich viele von ihnen an einem seltsam kontraproduktiven Benimmkodex: Nur nicht zu exzessiv, bitte! Die Rebellion beschränkt sich auf Optik oder Gesten, trotz oberflächlicher Krawallintentionen wirkt alles irgendwie domestiziert. Das macht Ausnahmen natürlich besonders wertvoll. Der Zweitling von The lcarus Line zum Beispiel erscheint wie ein Fanal. Hier haben fünf Menschen keine Lieder für die Playlists oder den Laufsteg geschrieben. Nein, diesen Menschen ging es einfach darum, sich kräftig auszuleben. Auf ausgesuchten Bühnen dieser Welt haben sie ihre Mitbürger schon mehrfach mit phonstark-drogenverdächtigem Vollzerrerrock traktiert. Dabei wurde man Zeuge, wie die Einflüsse der Band historisch gesehen bis in die Sixties zurückreichen (MC 5. 13th Floor Elevators,The Velvet Underground! und alles streifen, was sich nachfolgend auf diesem Gebiet entwickelt hatte IThe Jesus & Mary Chain, Spacemen 3, Pussy Galorel. Man kann das nun auch auf Platte ziemlich gut finden, weil mit Joe Cardamone ein Sänger in Aktion tritt, dervon der Leine gelassen scheint, um alles anzubellen, was sich ihm in den Weg stellt. „Up against the wall, motherfucker“, kläfft er zum Einstieg, und man ist gut beraten, das als Drohung aufzufassen. Es geht um Sex, Drogen und Rock’n’Roll. Das alte Gemisch, angemessen unanständig und qualvoll gut aufbereitet.