The Killers :: Sam’s Town

Das nennt man aufs Ganze gehen. Scheinbar gar nichts kann die Band aus Las Vegas auf ihrem Weg zum Bombast Pop aufhalten.

Es war schon immer diskutabel, ob The Killers in das sehr schwammig definierte Genre „Indie“ passen. Ihre Vorbilder hießen von Anfang an Duran Duran und The Cars, der Sound in „Mr. Brightside“ ist aufgebauscht wie sonst was. Jetzt sind ideologische Erörterungen wohl überflüssig, sam’s town ist eines der bombastischsten Alben der Popgeschichte geworden. Die vordringlichen Fragen lauten: Wembley? Shea Stadium? Budokan? Das Größte vom Größten soll es sein, und wahrscheinlich ist das gerade einmal gut genug. Nicht umsonst heißt es in „When You Were Young“: „Can we climb (his mountain?/ don’t know. Higher now than ever before.“ Es ist wahr: The Killers wollen hoch hinaus. Der Name, der gleich beim ersten Zuhören in den Sinn kommt, ist Jim Steinman. Der Produzent von Meat Loaf und Bonnie Tyler hatte stets ein Gespür für Übertreibung, Drama, Kitsch und Ballyhoo. Entsprechend klingt die neue Killers nicht mehr so britisch wie HOT FUSS, sondern wie ein Broadway-Musical, das auf einem Rock-Festival aufgeführt wird. Es ähnelt jetzt punktuell dem 80er-Sound von Van Haien, dem hart angerockten Power-Pop von Cheap Trick und – man will es kaum glauben – Journey (!) und ELO. So etwas schickt sich eigentlich nicht. Das ist höchst unfein und so gar nicht cool. Aber man kann nicht sagen, dass dieses Album schlecht gemacht ist. Trotz peinlicher Referenzen bewahren The Killers ein grundsätzliches Maß an Haltung, wie man an den vielen Wechseln und Spannungsbögen in den Songs oder Spezifika wie einsamen Pianoseguenzen und dem flaminglipsigen Traumpop-Intro in „My List merkt. Aus der Breitwandidee haben The Killers alles und obendrein viel Gutes wie den tanzbar-düsteren Track „Uncle Jonny Did Cocaine“ herausgeholt. Ob die Welt dafür bereit ist, wird sich zeigen. Vielleicht sollte sie sich schnell noch einmal bat out of hell vergegenwärtigen. Das erleichtert den Einstieg. Dann ist der Weg frei für den Ausflug auf den Pomp-Olymp.