The Killers

Direct Hits

Universal

Alles eine Schlagerpop-Soße. Selbst Flowers großes Pathos sorgt irgendwann für keine merklichen Ausschläge mehr.

Aufgewachsen im brütenden Nevada, warf Brandon Flowers in seiner Jugend mehr als einen interessierten Blick über den Atlantik nach Großbritannien, wo im Zeitalter des Postpunk dem Hadern manch großes Denkmal errichtet wurde. Warum sich Morrissey jedoch mindestens so harsch wie poetisch an seinen Leidenschaften, Feinden und Idolen abarbeitete, warum Robert Smith erst mit seinen Dämonen raufen musste, bevor er verpuppt als wundersamer Schmetterling melodieselige Poplieder strickte, und warum der verzweifelte Ian Curtis gar zur Wäscheleine griff – Brandon würde es wohl nie verstehen.

Das ist ja auch ganz gesund so, wir wünschen dem Mann alle Lebenstüchtigkeit dieser Welt. Aber was sollte mit Blick durch die „The Breakfast Club“-Brille eben auch groß übrig bleiben von dieser Pop-Dekade als eine Imitation ihrer dramatischen Posen und ein endloses Pathos-Bombardement, wie es Jim Steinman (Bonnie Tyler, Meat Loaf) damals auch nicht barocker hinbekommen hätte.

So richtig schockt diese Erkenntnis ja auch keinen mehr, nachdem schon beim Erscheinen des kryptischen Seifenstücks „Human“ im Jahr 2008 festgestellt werden durfte, dass die Unterschiede etwa zwischen einem Andrea-Berg- und einem Killers-Schlager oft nur marginal sind. Hört man allerdings die 13 DIRECT HITS in Folge, die das Quartett hier auf seiner ersten derartigen Compilation aneinanderreiht, übermannt einen fast schon das Verlangen nach einer Verkehrsfunkmeldung oder irgendeinem dumpfen Radiospot, wie er einen sonst eben aus solcher Soße reißt.

Ja, in direkter Nachbarschaft zu den beiden hier enthaltenen neuen Songs „Shot At The Night“ (produziert von Anthony Gonzalez/M83) und „Just Another Girl“ (Stuart Price) könnte einem selbst schon Chris de Burghs „Don’t Pay The Ferryman“ fast ein wenig harsch vorkommen.