The Killers

Battle Born

Island / Universal

The Killers gehen mit ihrem Pathosrock auf "Battle Born" mehr denn je in die Vollen.

Zwei Stellen gibt es auf diesem Album, an denen man am liebsten in den Flieger nach Las Vegas steigen würde. Man würde dann bei Brandon Flowers klingeln, ihn am Kragen seiner Lederjacke packen, in sein Wohnzimmer zerren und bitten, jene Stellen doch zu überdenken.

Einmal wäre da „Be Still“, ein völlig verunglückter Kuschelrocksong voll froher Erbauungslyrik: „Rise up like the sun! Labor til the work is done!“ Zweiter Problemfall: das ebenfalls schwer schnulzige „Heart Of A Girl“. Hier erzählt uns Flowers von der „Time dripping down the clock“. Zu lange im Salvador-Dalì-Bildband geblättert? Andererseits gehört Scheitern zu den Killers – aus dem einfachen Grund, dass sie keinerlei Rücksicht auf die gängigen Spielarten der Coolness nehmen. Wo etwa Muse sich immer auf Bands beziehen, die zumindest für eine gewisse Zielgruppe Relevanz besitzen, verpflichten die Killers nicht nur ein halbes Dutzend Produzenten (Daniel Lanois! Steve Lillywhite! Stuart Price!), sondern greifen in 40 Jahre Popgeschichte wie kleine Kinder in die Legokiste.

Und da erwischen sie eben nicht nur Bruce Springsteen, sondern auch Rick Springfield, nicht nur Jackson Browne und die Cars, sondern, so bitter das sein mag, auch Chris Rea. Kann man schlimm finden. Kann man aber auch einfach als das rezipieren, was es ist, nämlich einige der wenigen Stimmen des Amerikas, das wir so gerne vergessen, das nichts mit Brooklyn oder Silverlake und engen Hosen und coolen Modedrogen und Organic Latte zu tun hat. Solche Stimmen brauchen wir, weil es sie im Rock’n’Roll immer gegeben hat und weil sie Themenspektren besetzen, die wir sonst vernachlässigen würden.

Im Falle der Killers: Verantwortung. Familie. Das Leben. Beziehungsweise: Sichtweisen darauf, mit denen man sich mindestens auseinandersetzen sollte. In der Single „Runaways“ ist bei allem Pathos die Angst vorm Scheitern ebenso greifbar wie in „Miss Atomic Bomb“, dem wohl besten Song der Platte. Ein feister Stadion-Stampfer über die Liebe und das Leiden und die Straßen und das Autoradio. Das Autoradio läuft auf dieser Platte ohnehin stets, weil Flowers nie an einem Ort bleibt, mit seinem Wagen rastlos durch sein Revier zu rasen scheint. Hoffentlich ist er überhaupt da, wenn wir klingeln. 

Key Tracks: „Miss Atomic Bomb“, „Runaways“, „From Here On Out“

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