The Jon Spencer Blues Explosion
Freedom Tower – No Wave Dance Party 2015
Bronzerat/Soulfood 20.03.2015
Still got the blues: das x-te Album der sexy New Yorker Straßenköter.
„Jon Spencer tells the tales, Judah Bauer plays the blues, and Russell Simins smashes things to bits“, lässt einen das Presse-Info wissen und damit könnte man diese Kritik eigentlich auch schon wieder beenden. Aber das wäre faul. Und mit Faulheit kann man einer Band, die es trotz einer achtjährigen Auszeit innerhalb von 24 Jahren Brutto-Existenz auf zehn Studioalben und zahllose Remix-Platten und EPs gebracht hat, nicht begegnen.
Erst recht nicht, weil es sich Spencer auf FREEDOM TOWER nicht leicht macht. Weil er es sich aber auch nicht leicht machen kann. Weil er besessen ist, vom Blues. Weil er auch in seinem 50. Lebensjahr den Blues essen und saufen, sich an seiner Schulter ausheulen, ihn in die Mangel nehmen und mit ihm schlafen muss. Weil er ihm einfach nicht entkommen kann. „Everybody knows New York City, that’s the home of the blues“, behauptet Spencer in „Down And Out“. Tatsächlich ist FREEDOM TOWER – der Titel lässt es erahnen – ein Konzeptalbum über New York, insbesondere über die Charaktere der Weltstadt: die Zuhälter, die Starköche, die hungernden Künstler, die Prostituierten. So vielfarbig, hektisch, schmutzig und sexy die Stadt, so klingt auch das Album.
Dass Jack White als Messias des Genres Blues gilt, die Black Keys Arenen füllen und Spencer eine Kultfigur bleibt, ist ein Missstand. 2011 wurde die Blues Explosion mit einem Holterdipolter-Cover von „Black Betty“ in einem Werbespot während des Super Bowls von Abermillionen wahrgenommen und vor 19 Jahren hatte sie dank des von „Weird Al“ Yankovic gedrehten Videos zu „Wail“ einen kleinen MTV-Hit. Das war’s mit Fame. Und wem scheint das egal zu sein: Jon Spencer. Der bluest einfach weiter. Hoffentlich wird er irgendwann zumindest als Lemmy seiner Szene geadelt