The Human League :: Credo

Wall Of Sound/PIAS/Rough Trade

Die Synth-Pop-Veteranen aus Sheffield mit einem neuen Album, das genau so klingt, wie man sich ein neues Album von ihnen vorgestellt hat.

Ihre ersten beiden Alben sind Klassiker der elektronischen Musik und Zeugnisse des Fitmachens des Kraftwerk-Sounds, circa 1978, für die Zukunft. Das dritte, Dare von 1981, war dann die perfekte Synthese der frühen Synthpop-Experimentiererei und des späteren Middle-of-the-Road-Sounds. So muss die Zukunft klingen, hat man damals gedacht. Dass The Human League noch später teilweise in belanglose Schlagerpoppigkeit verfallen sind, unter anderem produziert von einem Giorgio Moroder, der sein Mojo längst verloren hatte, scheint einem unausweichlichen Gesetz der Popevolution geschuldet zu sein. Wer heute The Human League liest, denkt eher „Human“ als „Being Boiled“. Das Comebackalbum Secrets aus dem Jahr 2001 war dann der größtenteils gelungene Versuch der Wiederbelebung der Dare-Phase, kam aber in eine Welt, die noch nicht ganz bereit war für ein 80er-Jahre-Elektropop-Revival. Zehn Jahre danach kommen Phil Oakey, Joanne Catherall und Susan Ann Sulley mit dem nächsten Comebackalbum Credo in eine Welt, die in der Zwischenzeit viel zu viele 80er-Jahre-Elektropop-Revivals über sich ergehen lassen musste. Zunächst fällt positiv auf, dass die Produzenten I Monster diesem Synth-Pop (vor allem die Single „Night People“) ein paar hübsche postmoderne Beats und Arrangements untergejubelt haben, die den mutmaßlichen Eigenanspruch Phil Oakeys an einen heutigen Sound erfüllen. Jenseits der Beats und Arrangements halten sich The Human League auf Credo exakt an den Bauplan ihrer klassischen Tracks: Synthpoppigkeit plus Unterkühltheit plus Oakeys roboterhafter Bariton. Wir vertagen die finale Entscheidung, ob es sich bei Credo um ein gutes Album handelt oder um eine Nostalgieshow für ältliche New Romantics auf unbestimmte Zeit und halten uns unterdessen an Justus Köhnckes Remix von „The Things That Dreams Are Made Of“.

„Ich höre, also bin ich“ S. 114

I Blame Coco