The Horrors
Luminous
XL/Beggars/Indigo
Die Engländer mit den tollen Plattensammlungen sind zurück. Auf ihrem vierten Album gibt’s: Madchester-Beats, Shoegaze-Gitarren und vereinzelte Psychedelia-Momente.
Der Song, der The Horrors 2006 ins Bewusstsein der UK-Hipsteria schepperte, hieß „Sheena Is A Parasite“. Dieser rotzige, vom US-Garage-Rock der 60er-Jahre inspirierte Song dauerte eine Minute und 40 Sekunden. Acht Jahre später dürfen sich die Songs auf dem vierten, um ein paar Monaten nach hinten geschobenen Album der Horrors so lange entfalten, wie sie wollen – und wenn das sieben Minuten dauert, dann dauert’s halt sieben Minuten. Der tolle Vorgänger SKYING (2011) hatte bereits eine Handvoll solcher Epen, und auch die Songs auf LUMINOUS dehnen sich gerne mal bis jenseits der Fünf-Minuten-Grenze aus.
Insgesamt eine Stunde lang werden hier schwindelerregende Synthie-Türme und sich mit dem Wind biegende My-Bloody-Valentine-Gitarrenwände von Madchester-Beats zum Wackeln gebracht . Die bisherigen Alben der Horrors waren ein großer Spaß für Referenz-Liebhaber: bei so unterschiedlichen Bands wie The Cramps, Iggy Pop und seinen Stooges, Neu!, Spacemen 3, und den poppigen Simple Minds wurde geklaut. Dann wollen wir auch hier mal ein paar Einflüsse auflisten: LUMINOUS kombiniert das Berauschende der Cocteau Twins und das Tanzbare von Primal Screams SCREAMADELICA mit ein paar von diesen gerade angesagten Psych- und Prog-Elementen.
LUMINOUS hat weder das Überraschungsmoment noch die Hits von SKYING, aber es ist ein gutes The-Horrors-Album geworden: entrückt und doch präsent, experimentell und verspielt, und trotz einiger schwerfälliger Momente nie wirklich langweilig.