The Hidden Cameras – Mississauga Goddam

Sonnigster Pop im gepunkteten Kleid macht glückselig bis zur Schummrigkeit.

„Wie Jürgen Marcus 1975“ Der Kollege gegenüber ist ein großer Auf-den-Punkt-Bringer, keine Frage – zumindest macht es den Eindruck, wenn er wie aus der Pistole geschossen nach nur wenigen Takten The Hidden Cameras mit dem frischen, flotten Schlagerkönig in einen Topf wirft. Den Autoren indes schreckt das nicht ab. Wenn er wirklich Recht haben sollte, der Kollege, wird er sich vielmehr mal umschauen müssen, wo er möglichst unbeobachtet in eine Jürgen-Marcus-Greatest-Hits hineinhören kann – und er wird wohl feststellen, dass Joel Gibb samt seiner sieben bis 15 versteckten Kameras noch andere Qualitäten besitzt, über die Schlager-verdächtigen Sonnigkeiten in Arrangement (Schellenkranz, mittelschnelles Tempo, ein Leichtes, semiorchestrales Kleid mit bunten Punkten) und Melodie hinaus. Aber es ist gut denkbar, dass Jürgen Marcus bei seinen Fans und Freunden vor 30 Jahren ganz ähnliche Gefühle weckte – auf Platz eins: Glückseligkeit; auf Platz zwei: Melancholie, jedoch leicht wie die leichteste Margarine, die man sich vorstellen kann; auf Platz drei: „Ich kann fliegen!“ (oder zumindest Drehwurm, bis mir schwummrig wird).

Letzteres stellt sich vor allem dann ein, wenn The Hidden Cameras einmal mehr mit dem Ende eines Songs oder einer Bridge nicht um die Ecke kommen, sondern immerweitermachen und weiter und weiter. Zum In-den-Puderzucker-Niesen schön, diese Platte, echt!