The Goo Goo Dolls – Dizzy Up The Girl
In Amerika sind sie Superstars, die Millionen Platten verkaufen und demnächst sogar mit den Rolling Stones touren dürfen. Daß die Goo Goo Dolls hierzulande trotz fünf toller Alben noch immer als Insider-Tip gelten, ist denn auch mindestens so merkwürdig wie die Tatsache, daß sie nach dem letzten Album (dem 1995er BOY NAMED GOO) von einer Major-Company fallengelassen wurden. Jetzt versucht es das Trio mit neuem Label und neuer Platte, hat mit dem Song „Iris“ (aus dem CITY OF ANGELS-Soundtrack) einen mittleren Hit-und trifft weiterhin auf nationales Desinteresse. Dabei bietet DIZZY UPTHE GIRL alles, was ein gutes, modernes Rock-Album ausmacht: Druckvolles, energetisches Songwriting, griffige Mitgröl-Refrains und vor allem jede Menge Hits – „Slide“, „Black Ballon“ oder auch „Hate This Place“. John Rzeznik, Robb Takac und Neuzugang Mike Malinin sind Meister im filigranen Powerpop: warm, einfühlsam und voller guter Laune, greifen sie nicht nur auf akustische Gitarren, sondern auch auf Mandolinen, Streicher und Hammond-Orgeln zurück. Produziert von Rob Cavallo (Green Day), ist dies die ideale Mischung aus Adrenalin und Streicheleinheiten. Mal treibend, pulsierend, dann wieder besänftigend und ruhig, sind die 13 Songs vor allem eins: super-eingängig. Also genau der Stoff, der im Radio oder einschlägigen Fernsehsendern rauf und runter laufen müßte. Aber wahrscheinlich sind die Goo Goo Dolls einfach nur zu gut für diese Welt. Sie wären jedenfalls nicht die erste Band, der dieses Schicksal widerfährt.
Yoshihiro Hanno Meets Mick Karn – Liquid Glass (Medium/EFA)
Yoshihiro Hanno ist einer der einflußreichsten Neuerer in der aktuellen japanischen Avantgarde-Szene. Neben seiner Begeisterung für Moderne Klassik hat Hanno ein Faible für HipHop, Hard Rock, Reggae und Bossa Nova. Mick Kam wiederum war ja bekanntlich Gründungsmitglied der Avantgarde-Popper Japan. Seit deren Auflösung hat der begnadete Bassist etliche Alben solo oder mit anderen Musikern – im Spannungsfeld zwischen Jazz, Noise, Funk und eklektischem Pop aufgenommen. Soweit zu den Koordinaten der beiden Herren aus Osaka und London, die sich im Sommer 1997 erstmalig zu einem Ideenaustausch trafen und sich daraufhin spontan entschlossen, das Album LIQUID GLASS einzuspielen. Seit dieser Zeit wurden heftig Kassetten mit Rohmaterial hin- und hergeschickt, ehe die beiden sich ein Jahr später wieder begegneten, um ihrem Album den letzten Schliff zu verpassen. Herausgekommen ist bei dieser Kooperation ein äußerst aufregendes Stück Musik,das HipHop, Drum ’n‘ Bass, Jungle, Blues und Jazz äußerst spannungsgeladen miteinander verknüpft. Hanno steuert abgedrehte Samples und atmosphärische Stimmungsbögen bei, während Kam mal rüde, mal melancholische Baßlinien und seine samtene Stimme ins Spiel bringt. Das erinnert nicht selten an das legendäre Yello Magic Orchestra, an Can oder aber auch an Wiles Davis – doch natürlich im aktuellem Gewand. Nur manchmal übertreiben es die beiden mit ihrer Improvisationsfreude ein wenig – dann laufen einige der acht Kompositionen ins Leere und befriedigen wahrscheinlich niemand anderen als ihre Erzeuger. Dennoch: Experiment gelungen. Weiter so.
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