The Go! Team
Rolling Blackouts
Memphis Industries/PIAS/Rough Trade VÖ: 28. Januar 2011
Sample-Pop-Donner aus Brighton, die Dritte: Dieses Album ist Oldschool mit einem weit offenem Herzen und einem Händchen für ein paar Alltime-Melodien.
Im Hades der Samples und Loops ist Hochbetrieb, wenn Ian Parton dort unterwegs ist. Täglich geht er ganz unten sammeln. Der Chef des Brightoner Go! Teams begann als Bedroom-Produzent, rief, als ein Auftritt angefragt wurde, schnell die Band zusammen, und hat heute die Aufsicht über einen Verein von Offensivpopfreaks, die seine selbst gebastelte „schizo music“ interpretieren. Mit „schizo“ meint Parton das Aufeinandertreffen von Sounds und Stilen, die in der PC-Welt des Pop normalerweise nicht zusammenkommen. Sein Go! Team ist auch eine Kampfansage an den kleinen, feinen, säuselnden, flüsternden, zischenden Sample-Pop (siehe: Indietronics), wie er schon länger in Mode ist. Parton sucht den großen Donner in der Sound-Bricollage, die seinen ganz persönlichen Vorlieben geschuldet ist; Ennio Morricone, TV-Soundtracks, Double-Dutch-Hip-Hop, Noise-Rock und die Mädchenbands der Sechziger.
Mit Ninja hat er eine Rapperin in der Band, die die Vorliebe für ein breites Soundspektrum teilt und die Riege der alles gebenden Vokalistinnen (u.a. Bethany Cosantino von Best Coast und Angèle David-Guillou von Piano Magic) anführt. Es gibt jede Menge wunderbarer Zeugnisse dieser Girl-Group-Überdrehtheit; „Apollo Throwdown“ ist vielleicht das tollste neue Go!-Team-Stück, eine aus Hip-Hop, Streichern und Loops gebaute Wall Of Sound, die von vorne auf Phil Spector stürzt. Für das Go! Team darf die Vokabel „fetzen“ aus der Mottenkiste geholt werden, eine Homerecording-Combo, der man eine Überdosis Brass und Streicher verabreicht hat, eine Band, die ohne schlechtes Gewissen groovt.
So könnten Sonic Youth klingen, wenn sie eines Tages als Rap Group wiedergeboren werden, bzw. so eine Platte dürfte eine Supergroup des Female Hip-Hop aufnehmen, wenn man sie aus Versehen 20 Jahre und ein paar Beats in der Geschichte zurückbeamt. Natürlich ist das Oldschool, aber Oldschool mit weit offenem Herzen und einem Händchen für ein paar Alltime-Melodien. Ein formidabler Popspaß.