The Cribs – Men’s Needs, Women’s Needs, Whatever

Bitte nicht die Cribs vergessen! Die übersieht und Überhort man immer ganz gerne. Sie sind nur zu dritt und in Deutschland bisher vornehmlich im Vorprogramm von Kaiser Chiefs und Co. aufgetreten. Dabei hatten sich die Brüder Jarman aus dem englischen Wakefield schon mit The New Fellas beeindruckend aus der Mauerblümchenecke verabschiedet. Das neue Album ist ein Musterbeispiel dafür, wie man Musik simpel und ökonomisch aufzieht, ohne damit auch nur in die Nähe der Banalitätsgrenze zu rücken. Ohne Vorspiel steigt das Trio direkt in „Our Bovine Public“ ein. Für fast jeden Song hat sich Frontmann Ryan Jarman nicht nur ein eingängiges Gitarrenriff, sondern auch eine passionierte Melodie überlegt, die er im Brustton der Überzeugung vorträgt. Dazu beklagt er Missgeschicke im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht, „I’m an indecisive piece of shit“. heißt es in „I’m A Realist“. Derlei Selbsteinschätzungen fallen sonst ins Hoheitsgebiet von Morrissey. Aber so sind die neuen Cribs: Sie trauen sich etwas zu. Zum Beispiel gegen Ende dieses quicklebendigen Albums. Nachdem sieden Hörer hinreichend mit punkigen Popsongs versorgt haben, die stilistisch zwischen dem Debüt der Strokes und dem der Frank & Walters liegen, folgt das Kontrastprogramm. „Be Safe“ ist seltsam und zugleich intensiv. Hier redet Lee Ranaldo von Sonic Youth sechs Minuten lang gegen die Neigung der Gesellschaft zur Bequemlichkeit an. Da ist der ganze girl trouble plötzlich vergessen. Es gibt Wichtigeres. Der Akustiktrack „Shoot The Poets“ lässt das Album entspannt ausklingen. Spätestens da weiß man: Hier wächst etwas, das man immer schwerer ignorieren kann.

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