The Coral
Distance Inbetween
Ignition/Indigo
Die Psychedelic-Popper denken ihre Comeback-Songs nun vom Rhythmus her. Ein fehlgeleiteter Impuls.
Als The Coral Anfang der 2000er-Jahre auftauchten, bejubelte man ihre 60s-selige Pop-Sensibilität, um kurz darauf ihre Experimentierlust zu verfluchen. Hat noch wer das Mini-Album NIGHTFREAK AND THE SONS OF BECKER im Regal? Ein krudes Intermezzo, das man vor zwölf Jahren hasste, weil die Liverpooler im süßen Nebel ihren Fokus vergaßen. Allein der Gedanke, eines Tages eine Band mit dem Namen The Sons Of Becker zu entdecken, stimmte versöhnlich. Auf die Band wartet man noch heute.
The Coral machten weiter, 2010 erschien das hübsche BUTTERFLY HOUSE mit Kuschelpsychedelia, da fehlten dann die Experimente völlig, was auch wieder nicht richtig war. Danach der grausamste Hakenschlag: eine lange Bandpause, unterbrochen nur von der Veröffentlichung des verloren geglaubten Albums THE CURSE OF LOVE. Jedoch rückten sich die Musiker bei der Entstaubung dieser Aufnahmen wieder auf die Pelle. Es entstand Reibung, schließlich Kreativität – und nun DISTANCE INBETWEEN.
Die neue Wendung geht ins Rhythmische: Wenn Bassist und Drummer seit 20 Jahren zusammen Musik machen, warum dann nicht den beiden mal Dominanz verleihen? Von der sogenannten Rhythmusgruppe bestimmte Pop-Platten – da herrscht Alarmstufe eins! Pop, auch der psychedelische, benötigt Refrains, keine Patterns. Die ersten beiden Songs bestätigen den Verdacht, mit der Auskopplung „Chasing The Tail Of The Dream“ wird’s besser, wobei das Stück auf den frühen Platten zwar eine gute Rolle gespielt hätte, aber nie Single geworden wäre. Sänger James Skelly verschafft sich erst beim Titelstück Gehör, bis dahin badet seine Stimme in Effekten. „Distance Inbetween“ bleibt das beste Stück der Platte. Weil der Bass nur tupft, die Drums nicht treiben – aber der Refrain sitzt. Sorry, Rhythmusgruppe, aber: Helfen sollt ihr, nicht dominieren.