The Clientele
I AM NOT THERE ANYMORE
Merge/Cargo (VÖ: 28.7.)
Kühl-verträumter Herbst-Pop im Sommer: Die Briten gehen sachte an die Sound-Revolution.
The Clientele sind eine dieser Bands, die sich eigentlich nie groß geändert haben – ohne dass es je langweilig wurde. Zu schön sind die Tremolo-wabernden Gitarren-Arpeggios, die ewig jugendliche, verhallte Stimme Alasdair MacLeans, die melancholischen Songs, die an vernebelte britische Wiesen und Herbstfeuer in der Heide erinnern.
Das beste Clientele-Album seit Jahren
Und doch: Auf ihrem achten Album, nach über 30 Jahren Bandgeschichte, hat das Trio die Lust zur Veränderung gepackt. Es ist zwar nicht gerade eine Revolution, was auf I AM NOT THERE ANYMORE passiert, aber doch direkt spürbar anders: Ein elektronisches Schlagzeugsample, Streicher und dunkel dräuender Bass eröffnen das Album auf „Fables Of The Silverlink“, später gibt es an George Harrison erinnernde Drone-Experimente („Dying In May“) oder metallische Delays und abgründiges Wummern, das bei Massive Attack nicht fehl am Platz wäre („Garden Eye Mantra“).
Dazwischen aber natürlich immer noch der typische Clientele-Sound – die Gitarren rollen glitzernd wie eh und je, die Bläserarrangements sind wunderschön und mit „Blue Over Blue“ ist auch mal wieder ein richtig eingängiger Song dabei, das war auf dem etwas eintönigen Vorgänger MUSIC FOR THE AGE OF MIRACLES ja leider nicht der Fall. Das beste Clientele-Album seit Jahren und vielleicht das Spannendste, was diese immer tolle Band je gemacht hat.
Autor: Elias Pietsch