The Chap – Mega breakfast

Skurrilität ist eine zweischneidige Qualität, vor allem wenn sie mit einem unbezähmbaren Sammelzwang einhergeht. In inspirierten Augenblicken sorgt die Kombination für ein erstauntes Lächeln, zum Beispiel wenn das treffend betitelte „Fun And Interesting“ ein reichlich seltsames, auf entrückte Weise fröhlich stimmendes Melodieband durch simple, aber irgendwie nicht ganz „richtig“ zusammengesteckte Harmoniefolgen zwirbelt, mit einem vielstimmigen Chor, bei dem man nicht recht weiß, ob das Selbstbewusstsein oder Selbstironie ist, was da erschallt. The Chap, vier Londoner mit fünf Nationalitäten (Gitarrist und Sänger Johannes von Weizsäcker könnte sehr Eingeweihten von den, na ja, skurrilen Experimentalpostrockpoppern Karamasow bekannt sein), benennen sich nach dem (nein, jetzt lassen wir das Wort weg) gleichnamigen Magazin für den modernen Dandy-Situationisten, und streckenweise setzen sie auf ihrem dritten Album dessen absurde Mixtur aus anarchistischer Verweigerung und affirmativem Hang zu Pfeifenrauch, Bügelhosen und gebürsteten Schnurrbärten sehr treffend in Noten -und sehr charmant, etwa in dem zwischen Kraut-Reduktion und Rock-Mitreißerei seiltanzenden „Caution Me“. In „Carlos Walter Wendy Stanley“ gelingt es sogar, DAF zu zitieren (den titelgebenden Synthesizer-Einzelgenialisten sowieso) und mit Satie-mäßig hingetupfter Simplizität trotzdem Partystimmung zu zünden. Die Masse der sympathisch schlaubergerischen Anspielungen ist zu enorm, um auch nur die wichtigsten aufzuzählen, ohne einen falschen Eindruck zu vermitteln. Dass es der Band gelingt, deutsche (bitte englisch aussprechen) „Motorik“ und Improvisationslust mit englischer Pop-Disziplin und warmer Unaufdringlichkeit zu verbinden, ohne dass es allzu oft knirscht und knackt (wirklich daneben geht nur der erste Song. „They Have A Name“), ist das Verblüffendste daran. Sagen wir es so: The Chap sind sehr, sehr schlau, lächeln sehr, sehr ansteckend und haben sehr, sehr zwinkerfreudige Augen. Die Verwirrung hält bis übers dritte Hören hinaus an, dann kommt die Freude. VÖ.19.5.

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