The Breeders – Title TK
Zu den herben Enttäuschungen des Lebens gehören oft die erfüllten Wünsche. Dieser Satz ist seinerzeit Mutter Teresa eingefallen, und er passt haargenau auf das, was The Breeders anno 2002 veranstalten. Lang ersehnt war ein neues Album der Band um Kim Deal und nun, wo TITLE TK da ist, gilt: noch nicht mal heiße, allenfalls lauwarme Luft. Was umso trauriger ist, als die Verdienstliste von Kim Deal lang ist. Jüngeren Hüpfern sei wärmstens das Gesamtwerk der Pixies ans Herz gelegt – der Formation, in der Kim Deal den Bass bediente und die mit ihrer wuchtigen Laut-und-leise-Mischung und der Kombination von schönen Melodien und schneidigem Krach eine Band wie Nirvana erst möglich gemacht hatte. Noch zu Lebzeiten der Pixies gründete Kim Deal The Breeders, eine Band, in der es immer Manner gab, aber ausschließlich Frauen (u.a. Kelley Deal, Tanya Donelly) die Hosen anhatten. The Breeders setzten auf Komplexität und Rock’n’Roll mit viel Reibung und hatten damit nicht nur kommerziellen Erfolg, sondern erzielten auch Langzeitwirkung. 2000 sampelte Mirwais ganz entscheidende Partikel aus „Cannonball“, einem Gitarrenkracher des Breeders-Albums LAST SPLASH. Womit dann wieder der Satz von Mutter Teresa ins Spiel kommt. Nach zu viel von allem – zu viel Musikbiz, zu viel Rock’n’Roll und zu viel Drogen jedweder Provenienz – kommt TITLE TK nur in ganz seltenen Fällen aus dem Quark. Die Riffs bleiern, die Gesamtstimmung schlaff bis somnolent, kaum Dynamik. Kim Deal, das role model von einst, spielt in dieser Form keine Rolle mehr; TITLE TK ist ein Testbild für die Ohren. Schwer müde, behäbig und bräsig kommen die Songs daher, statt Geistesblitz und „Cannonball“ wird – was nicht am Tempo liegt – überwiegend die ruhige Kugel geschoben. Das aber können mittlerweile tausend andere Bands tausendmal besser, und fürs das Schlaffe im Rock sind die Breeders nicht wirklich zuständig. Betrüblich also, dass sie sich mit „Off You“ und „Put On A Side“ trotzdem dazu berufen fühlen. Songs wie das windschiefe „London“ und das rausgerotzte „Viva“ reißen das nur leidlich raus. Alte Liebe rostet nicht? Mag sein. Aber sie wird auf eine verdammt harte Probe gestellt.
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