The Book Of Hip Hop Cover Art

Ich habe mir als Musikfanatiker in meinem Leben so viele Platten auf Verdacht gekauft, dass ich mich schon oft gefragt habe, warum eigentlich nie ein einziges HipHop-Album zufällig in meine Einkaufstüte hineingerutscht ist. Wahrscheinlich habe ich jetzt die Antwort gefunden: Ein derartiges Sammelsurium superdoofer, schreipeinlicher, monsterlächerlicher, überkandidelter, armseliger, grellhässlicher, armselig zusammengeschnippelter, klischeestrotzender, manchmal auf geradezu überwältigende Weise alle Barrieren der Ästhetik über den Haufen elefantierender Covers ist mir auf so engem Raum noch nie untergekommen, garniert zudem mit den abgeklatschtesten, einfallslosesten Band- und Künstlernamen und Plattentiteln der Menschheitsgeschichte. Wer (unbewusst oder bewusst) sein Zufallskonsumverhalten unter entsprechende Kriterien stellt, hat wahrscheinlich einfach keine Chance, um HipHop-Platten nicht herumzukommen. Und doch: Bei mehrmaligem Durchblättern kristallisiert sich aus krudem Blödsinn, lachhaftem Muskelmachogetue und plakativer Primitiv-Agitation ein Gesamtbild heraus, das irgendwie fasziniert, obwohl oder gerade weil man weitenteils vergebens nach Spuren von Selbstironie und Augenzwinkern sucht (abgesehen von ein paar unsicheren Ausnahmen und der prinzipiellen Möglichkeit, dass überhaupt alles, was in diesem Buch zu sehen ist, durch und durch selbstironisch gemeint sein soll). Vielleicht weil das so ungefiltert direkt ist, was man hier sieht, so völlig unbeleckt von künstlerischen Prozessen und Veruneigentlichungen (wiederum abgesehen von Ausnahmen wie den Beastie Boys, De La Soul und einigen anderenl. Archetypisch Ice-Ts Cover zu „Power“ auf Seite 63: Der Titel sagt, was er sagen muss, und drauf sind die nötigen Accessoires (Mann, Goldkette, Schusswaffe und „Babe“). Dieses Rezept gibt’s in jeder Menge Varianten; es wird auch zitiert Comics und klassische Funk-Covers), und ganz selten entsteht aus den primitiven Versatzstücken, Gestaltungsunternehmungen zwischen Höhlenmalerei, Supermarkt-Reklame und Da-ist-die-Kamera-zeigihnen-wo-der-Hammer-hängt!-Posen sogar Treffliches etwa Run D.M.C.s king of rock und Souls Of Mischiefs that’s when ya lost). Wahrscheinlich liegt in derartig wimmelnder Urtümlichke’rt und vielfältiger Gleichförmigkeit ein Schlüssel zum Verständnis des Genres. Und doch: Gerade HipHop-Verächter werden an diesem reich und lesenswert kommentierten Buch ihre Freude haben. Liebhaber sowieso.