The Beatles
Magical Mystery Tour
EMI
Gepflegter Psychedelic-Pop: der Re-Release der legendären 7-Inch-Doppel-EP.
Auf Schallplattenbörsen erzielt das Original horrende Preise: eine Vinyl-Doppel-EP im Singles-Format mit aufklappbarem Hardcover und 24-seitigem Begleitheft. Wenn der gesamte Backkatalog der Fab Four als Vinyl-Neuedition erscheint, fehlt das Sammlerstück in der Mono-Fassung, weil es durch die amerikanische LP-Version in Stereo mit elf Tracks ersetzt wird. Doch die exakte Replik des Bindeglieds zwischen den Alben Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band und The Beatles findet sich als Zugabe in der DVD-Deluxe-Edition des frisch restaurierten skurrilen TV-Films. Die sechs Songs sind deutlich vom „Summer Of Love“ beeinflusst: Im Titelsong kommen die gleichen majestätischen Bachtrompeten zum Einsatz wie zuvor schon in „Penny Lane“. „Fool On The Hill“, ein ebenso typischer Ohrwurm von Paul McCartney wie das auf die Goldenen Zwanziger getrimmte „Your Mother Should Know“, kontert mit einem Blockflötenoratorium. Als rare Gemeinschaftskomposition der Fab Four darf das instrumentale „Flying“ abgehakt werden. George Harrisons „Blue Jay Way“ wühlt mit Sitar, Cello und Mellotron tief im Flower-Power-Zeitgeist. Grandioses Herzstück bleibt der einzige Beitrag John Lennons: „I Am The Walrus“. Provokante Kinderreime, zufällig mitgeschnittene Radioprogramme, spontan Aufgeschnapptes und von Lewis Carrolls Gedicht „The Walrus And The Carpenter“ Inspiriertes verarbeitet Lennon unter Anleitung von Produzent George Martins Arrangierkunst aus übergeschnappten Violinen, radikalen Celli, hemmungslosen Hörnern und einem 16-köpfigen Chor zum orgiastisch vertonten LSD-Manifest. Eine Frage bleibt: Wer sind bloß die Eiermänner?