The Bad Plus – Give

Warum sich mal eine Auszeit gönnen, wo doch die Turbinen gerade so erfolgreich auf Hochtouren laufen? Und selbstverständlich hat The Bad Plus mit dieser Einstellung vollkommen Recht. Dieses Trio Infernale aus den USA, das mit seinem Jazzcore erst im letzten Jahr sein Album these ase the vistas zum großen Jazz-Aufreger gemacht hatte. Und auf dem es nicht einfach Coverversionen von Nirvana bis Blondie gab, sondern atemberaubende Muskelspielereien, die der Jazz bis dahin tatsächlich noch nicht erlebt hat. Nun gibt es mit give Album Nummer 3, bei dem alles beim Alten, aber doch alles wieder so herz- und ohrenerfrischend turbulent ist. Schließlich haben Ethan Iverson Ip), Reid Anderson (b) und David King Idr) wieder mit Tchad Blake jenen vierten Mann an den Reglern gehabt, der schon Pearl Jam und Tom Waits produzierte. Gemeinsam bewegen sie sich jetzt an der obersten Lautstärke-Grenze, mit High-Speed-Einlagen und wilden Fusion-Purzelbäumen. Ob nun in den Eigenkompositionen, mit denen sich The Bad Plus als exzellente Kenner des Jazz-Handwerks ausweisen, wenn zwischendurch einfach mal kleine, markante Initialen von Thelonious Monk reingeworfen werden. Oder in den Attacken auf Fremdmaterial, das auch diesmal aus prominentesten Federn stammt. Black Sabbath‘ „Iron Man“, „Velouria “ von den Pixies, „Street Woman‘ von Free-Jazz-Legende Ornette Coleman und nicht zuletzt als versteckter Track: „Knowing Me, Knowing You‘ von ABBA. Während Ethan Iverson am Klavier überall wenigstens in der Melodie noch ein wenig Rückgrat bewahrt, lassen Anderson und King nahezu keine Gelegenheit aus, um ausfallend zu werden. In orgiastischen, mitreißenden Inszenierungen. Diese Art von Jazz-Postmoderne macht tatsächlich abhängig.