The Bad Plus – For all I care

Ein gewisser Fleiß ist ihnen ja nicht abzusprechen, jedes Jahr ein neues Album. Und mit jedem stellen die drei zupackenden Musiker von The Bad Plus klar, dass die Zeit der gepflegten Klaviertno-Ästhetik eines Bill Evans längst abgelaufen ist. Zumal ihre musikalische Sozialisation nicht mit den Jazz-Großvätern Gershwin & Porter stattgefunden hat,sondern mit Black Sabbath, David Bowie und Tears For Fears. Und so packen Ethan Iverson (p), Reid Anderson (b) und David King (dr) Rock- und Pop-Klassiker beim Schopf- um sie mit bisweilen brachialer Fusion-Gewalt durch die Luft zu schleudern. Weil man aber nicht als Jazzzirkus-Attraktion versauern will, hat man nachhaltig am Konzept gefeilt. Natürlich gibt es auch auf for all i care die bunte Nummernshow, die von Nirvanas „Lithium“ über Pink Floyds „Comfortably Numb“ bis hin zu den Bee Gees („How Deep Is Your Love“) reicht. Doch diesmal belassen es The Bad Plus nicht bei den mit tonnenschweren Grooves beschleunigten Songsohne Worte. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte wird gesungen. Wendy Lewis heißt die Indie-Rock-Röhre,die dem Verschlafenen bei Nirvana gut tut. Und auch beim 7OS-Rockschlager „Barracuda“ von Heart drückt sie auf die Tube. Zu Offenbarungen mutieren diese Covers aber dann doch nur ansatzweise. Wesentlich überraschender ist der Umgang von The Bad Blus mit Größen der klassischen Moderne und der Neuen Musik. Leichte Bach-Brisen wehen durch Igor Strawinskys „Apollon“-lnitiale seiner gleichnamigen Ballettmusik. Eine Klavieretüde von György Ligeti bekommt motorisch ablaufenden Swing. Und dem US-Zwölfton-Frickler Milton Babbitt schiebt man nun eine Hardbop-Wuseligkeit unter. Das ist dann wieder große Jazzklaviertrio-Kunst.

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