The Agony & The Ecstasy :: Hospital/Rough Trade

Der walisische Drum’n’Bass-Produzent testet aus, was in Sachen Pop und Trance geht.

Ein Crossover-Kandidat war er schon immer. Lincoln Barrett, der Mann hinter High Contrast, hatte sich nie nur auf Breakbeats und bohrende Loops verlassen. In seinen Tracks spielten Gesang, Harmonien und Ambient-Elemente eine größere Rolle, weshalb er dem Liquid Funk zugeordnet wurde, einer geschmeidigeren und voller produzierten Variante des Drum’n’Bass. Auch mit seinem vierten Album kann man ihm nicht den Vorwurf der Kontrastarmut machen. Barrett wechselt den stilistischen Schwerpunkt ständig und schwankt von der Stimmung her zwischen Himmel und Hölle. Durch den Titelsong schwirren Geigen und der Gesang von Selah Corbin, es ist der Paukenschlag zu Beginn. Mit Tiësto (!) und Karl Hyde von Underworld führt Barrett einen Freudentanz für die Trance-Gesellschaft auf. Das hätte er nun wirklich nicht tun müssen, das ist des Guten und Glückseligen eindeutig zu viel. Besser ist das Album, wenn nachdenkliche Momente die Oberhand gewinnen und zugleich typische Drum’n’Bass-Strukturen vermieden werden. Das ist besonders während der zweiten, besseren Hälfte der Fall. Da stößt man auf „Not Waving, But Drowning“, wo der Rhythmus auf TripHop-Tempo heruntergefahren ist. Bei „The Stand“ werden Erinnerungen an die sozialen Kommentare im Soul und Funk der 70er-Jahre wach. Daran sollte der Waliser weiter arbeiten.

Key Tracks: „Wish You Were Here“,

„Almost Human“, „The Stand“