Thao & The Get Down Stay Down
We The Common
Domino/Good To Go
Thao Nguyen gibt dem Weird Folk den gepflegten Irrsinn zurück.
Es ist sicher nicht fair, jede Frau, die eine Akustikgitarre richtig herum halten kann und ihre eigenen Songs schreibt und singt, gleich in derselben Schublade abzulegen, in der schon Cat Power, Lilith Fair und Laura Veirs ruhen. Findet wohl auch Thao Nguyen und gibt sich mit WE ARE COMMON große Mühe, diese Kategorisierung zu verhindern: Zwar beginnt das dritte Album der Singer/Songwriterin aus San Francisco demonstrativ mit einem Schrammelgitarrenklischee, aber sehr schnell verwandelt sich der Titelsong in eine fröhlich hüpfende Hinterwäldlerparty. So geht es lustig weiter: Wenn in „The Feeling Kind“ von New Orleans die Rede ist, schaut prompt eine Marching Band vorbei und trötet sich heiter durchs Gerumpel. Dafür, dass sich Nguyen in ihren Songs immer wieder mit dem Tod beschäftigt, geht es musikalisch erstaunlich aufgekratzt zu. Selbst in „Kindness Be Conceived“, einem Duett mit Joanna Newsom, das vom Sterben handelt, verwandelt sich der Weg zum Friedhof in einen frohgemuten Spaziergang. So retten Thao & The Get Down Stay Down zwar nicht die Ehre des Weird Folk, der Ende des vergangenen Jahrzehnts zum Verkaufsargument verlotterte, aber Nguyen und ihre Band bringen doch den gepflegten Irrsinn zurück in den Indie-Folk, der zuletzt von allzu bärtigen und allzu ernsthaften Männern vertrieben worden war.