Tele

Wir brauchen nichts

Pop: Das dritte Album der Freiburger in Berlin.

Nachdem das Jeans Team vor Kurzem schon einmal formuliert hatte, was wir alles nicht brauchen [wir erinnern uns: kein Gott, kein Staat, keine Arbeit, kein Geld], kommen Tele nun mit ihrem neuen Album daher und erweitern die Liste: keine Lebensmittel, kein Besuch, keine Uhr, kein gutes Buch, kein Film, keine Kleider, kein Handtuch, kein Strom, keine Papiere … während das Jeans Team mehr gesellschaftliche Hintergründe für seine Verweigerung hatte, geht es Tele im (gleichnamigen) Closer von wir brauchen nichts eher um die Ungestörtheit zwischenmenschlicher Beziehungen. Trotz des destruktiv anmutenden Titels ist das dritte Album der Band aus Freiburg, die schon länger in Berlin wohnt, keinesfalls finster oder verschlossen geraten, nein – die Luft flirrt, und fiebrig vibrieren die Membranen der Lautsprecherbox, wenn sich wir brauchen nichts auf dem Plattenspieler dreht. Musikalisch geht es noch offener zu als auf wovon sollen wir leben? [2004), und auch textlich tut sich wieder einiges. Zum Beispiel im Opener „Mario“ – einer Geschichte über einen Millionärssohn [Er musste nie spar’n, es gab jeden Monat Spielgeld/sein Vater war der Chef von Coco Cota Brasilien“], der große Pläne hat, alles anders zu machen und es letztlich doch nicht tut – da pulsiert der ganze Song, vom nervös pochenden Piano-Intro bis zum smoothen Basslauf, und Francesco Wilking singt leidenschaftlich wie nix Tightes, und fast nebenbei haut er noch die gelassensten Sprechgesangspassagen raus. Oder „Rio de Janeiro“: Wir hören lässigen Big-Band-Swing der20er-Jahre, während Francesco erzählt, weswegen er seine Freundin in Rio so vernachlässigt Lieh wollte dir schreiben/ich hab kein Papier gefunden“]. Oder“.Unser kleines Haus : Die Band spielt 70s-Pop, und Wilking erklärt der Welt, warum Glück so oft so schnell verfliegt: ..Auch wenn du diese Wände für uns gebaut hast /glaub mir, keine davon kann mich halten. “ Leider kann die zweite Albumhälfte nicht immer das halten, was die erste bis zum großartigen „Bye Bye Berlin verspricht – das ist schade. Trotzdem hat die sechsköpfige Gruppe ein gutes drittes Album hingelegt. VÖ: 232.>>>

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