Teitur – Stay Under The Stars

Rudi Völler erinnert sich nur sehr ungern an den Ausflug auf die nordatlantische Inselgruppe. Schließlich verlor der Teamchef dort fast das entscheidende EM-Qualifikationsspiel – und anschließend die Nerven vor den Augen der ganzen Fußballnation. Nun, drei Jahre später, kommt die nächste färöische Offensive – und die sitzt: Teitur Lassen heißt der einzige Popstar des 46.000-Seelen-Volkes, der nun schon sein viertes Album vorlegt. Und damit auch in Deutschland für Aufsehen sorgen dürfte. Denn der 29-Jährige hat einiges auf dem Kasten. Angefangen bei einer kratzigen, sonoren Stimme, die immer ein bisschen traurig klingt und an Leonard Cohen und Jeff Buckley erinnert, über das Talent, warme, einfühlsame Folk-Songs zu schreiben, bis hin zu fast schon poetischen Lyrics. die durch Fantasie und Sprachwitz glänzen. Da ist zum Beispiel „Louis, Louis“, eine Hommage an Jazz-Legende Louis Armstrong, in der Teitur den Mangel an Stars in der heutigen Musikszene beklagt. Und „Thief About To Break In“ über einen Einbrecher, der nicht für Geld, sondern fürs Selbstwertgefühl klaut. Und natürlich „Waiting For Mars“ über den Angestellten einer Sternwarte, der süchtig nach dem Weltall ist. Wobei stay under the stars eigentlich als Konzeptalbum oder – in den Worten Teiturs – als „Kontextalbum“ angelegt ist. Es dreht sich alles ums Alleinsein, um isolierte Charaktere, die auf etwas hoffen, nach etwas suchen und an etwas glauben, das eben nicht greifbar oder nahe ist. Etwa eine Liebe, ein glücklicher Moment, eine bessere Zeit, ein ferner Ort. Emotionen, die der inzwischen in London lebende Musiker mal in Form von fragilen, schüchternen Leisetretern, mal mit opulentem Streichquartett und mal mit jazzig-verspielten Tönen inszeniert. Und dabei wahlweise den passionierten Trauerkloß und den humoristischen Schelm gibt. Etwa in „Great Balls Of Fire“ – ein minimalistisches Cover von Jerry Lee Lewis, das er mit Streichern und verhaltener E-Gitarre bringt. Ein echter Kantersieg. VÖ: 15.9.