Teenage – Teenagers & Youth In :: Music 1951-1960

Bear Family

Jugend ist kein Alter, sondern ein soziales Konstrukt: Teil zwei von Jon Savages TEENAGE-Compilation. Was passierte zwischen 1951 und 1960?

Die Antwort auf diese Frage scheint auf der Hand zu liegen. Wurde der Teenager nicht am Vorabend von Elvis überhaupt erst geboren? Der britische Kulturkritiker Jon Savage (57) hat mit seiner im Jahr 2009 veröffentlichten ersten Teenage-Zusammenstellung (Untertitel: The Creation Of Youth 1911-1946) durchaus zur Klärung der Teenager-Frage beigetragen. Die Beiträge aus Ragtime, Jazz, Blues und Musical stellten den swingenden Appendix eines weit ausholenderen Werkes dar – Jon Savage schrieb in seinem gleichnamigen „Teenage“-Reader die Geschichte der Jugend noch einmal neu. Wer’s schon wieder vergessen hat: Jugend ist kein Alter, sondern ein Gefühlszustand bzw. ein soziales Konstrukt. Und Savages Geschichten und Compilations sind immer auch Liebeserklärungen an diesen Zustand. Teenagers & Youth In Music eröffnet dieser Geschichte, wenn man so will, erst das, was gemeinhin für ihr Hauptspielfeld gehalten wird, die 1950er-Jahre. Erster Höreindruck: Reichlich Doo Wop und Balladen, viel Schmalz und High-School-Romantik, in die Nacht geträllert von Interpreten, die damals auch schon die 30 erreicht hatten. Was diese gut kuratierte, von einem informativen Booklet begleitete 34-Track-Zusammenstellung leistet, ist zuerst einmal eine kleine Korrektur: Die 50er-Jahre waren viel mehr (oder weniger) als der Urknall des Rock’n’Roll; der erste Titel nimmt noch den gut gemeinten Ton der Elterngeneration aus der Vor-Elvis-Zeitrechnung mit, Nat King Cole singt 1951: „They try to tell us we’re too young, too young to really be in love“. Portuguese Joe feiert 1957 die „Teen Age Riot“ als Akt der Selbstermächtigung mit heulenden Sirenen und Rock’n’Roll-Saxofon. Dazwischen liegen die Welten, die den Teenager zum Lieblingskonsumenten des Kapitalismus machten. Savage hat bekannte Interpreten wie Chuck Berry, Eddie Cochran, Ricky Nelson und Frankie Lymon an die Seite von eher obskuren Rockabilly- und Mambo-Sängern gestellt. Ihre Songs schwirren alle um diesen zeitlosen Gefühlszustand, die Idee, die in immer neuen Variationen verkauft wird, oder, wie Savage schreibt, „einige Songs sprechen dich an, als wären sie gestern aufgenommen worden“.

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