Tapes n Tapes :: The Loon XL Recordings/Beggars/Indigo

Ein selbst produziertes Debütalbum, erfolgreicher Eigenvertrieb aus dem Schlafzimmer heraus, Internet-Hype durch Musik-Blogs, umjubelte Auftritte bei amerikanischen Independent-Festivals, Plattenfirmen, die sich darum reißen, die neue Band unter Vertrag zu nehmen. Das kann bekannt vorkommen. Als die nächsten (Unzutreffendes bitte hier einsetzen!) abhaken sollte man Tapes n Tapes aus Minneapolis jedoch auf keinen Fall. Und auch das übermäßige Hantieren mit großen Namen (es kursiert so ziemlich alles von den Beach Boys über Wire bis hinzu Pavement) kann man getrost sein lassen. Denn die Qualität von the loon liegt in einer – sagen wir – positiven Inkonsistenz. Ausgangspunkt ist zwar die Erinnerung an Glanzzeiten amerikanischer Musik, die Hörern vor zehn, 15 Jahren mehr als bekannt vorgekommen wäre. Doch jeder einzelne Song auf diesem Album gerät so unwiderstehlich aus jeder bekannten, längst ausgetretenen Spur, dass selbst die ansonsten innerhalb von Millisekunden vom Indie-Rock-Gedächtnis ausgesandten Vergleiche auf halber Strecke ins Stocken geraten müssen. Hier endet unbestimmt-zärtliches Schrammeln in (ver)-störenden Synthie-Sounds, lange Instrumental-Passagen in euphorischen Mitsing-Refrains, besinnliche Schlaflieder in (alp)traumhaften Gitarrensoli. Rhythmisch sind Gang- und Eigenarten von Karibik-Feeling bis Detroiter Garagen-Blues möglich. Dazu greint sich Sänger Josh Grier durch Melodie-Passagen, die sich, sobald man ihren Charme erlegen ist beziehungsweise bis man deren Ohrwurmcharakter durch mehrmalige Wiederholung erlernt hat, nachhaltig im Langzeitgedächtnis festsetzen. Und die höchstens auf diesem Weg zu besten, lieb gewonnen Bekannten werden.

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