Tangerine Dream :: Nebulous Dawn (The Early Years)

Komplettpaket der frühen Jahren der Elektronik-Pioniere. Von beeindruckender Zeitlosigkeit.

Eine vernünftige Aufbereitung der ersten vier Alben von Tangerine Dream schien lange überfällig – und kam doch erst im Jahr 2003. Zwei Jahre zuvor publizierte Sanctuary die raren Klassiker schon im 180-Gramm-Vinylformat, nun lag das frühe Repertoire digital optimiert und im Original-Art work zum ersten Mal in einer Deluxe-Edition auf CD vor. Drei Jahre später schnürt die selbe Firma, unter Verwendung des seltenen ’71er Single-Tracks „Ultima Thule Part One & Two“. noch einmal das Paket der frühen Jahre Tangenne Dreams – diesmal in Form einer handlichen 3-CD-Box. Noch recht wirr und unentschlossen klang das teils elektronisch, teils noch mit „herkömmlichen“ Instrumenten eingespielte Debütalbum Electronic Mediation aus dem Jahr 1970 – übrigens eine der ersten LPs aus deutscher Produktion, die im Klappcover erschienen sind. Stilistisch dem Amon-Düül-II-Erstling phallus dei durchaus ähnlich, taumelt das durch Organist Jimmy Jackson und Flötist Thomas Keyserling ergänzte Triumvirat durch Grotesken wie „JourneyThrough A Burning Brain“, „Cold Smoke“, „Genesis“ und „Resurrection“. Nach den Aufnahmen trennte sich Chef Edgar Froese von Conny Schnitzler und dem eine nicht minder spektakuläre internationale Solokarriere startenden Klaus Schulze. Für den abermals auf Rolf-Ulrich Kaisers und Peter Meiseis Ohr-Label 1971 konzipierten Nachfolger ALPHA centauri rekrutierte Froese Christoph Franke und Steve Schroyder. Als perfektes Aushängeschild von Kaisers Klangkonzept „Kosmische Kuriere“ erschuf die neue Crew jene reduzierte Synthesizer- und Metlotron-Ästhetik, die sämtliche kommenden Werke wie einen roten Faden durchziehen sollten: Sinistre, kilometerlange Instrumental-Suiten mit vorwiegend nach versponnener Science-Fiction klingenden Songtiteln. Wenig später ersetzte Tastenvirtuose Peter Baumann den wegen heftigen Drogenkonsums gefeuerten Schroyder. Zumindest für die kommenden fünf Jahre fanden Tangerine Dream die Besetzung, die international reüssieren sollte. Wesentlich spartanischer arrangiert und noch entspannter tönt die im Vinyl-Original als Doppel-Longplayer veröffentlichte Klang-avantgarde von zeit, 1972 europaweit in gothischen Kathedralen aufgeführt. Ein Jahr später konnte das Trio mit dem noch feiner gewobenen atem das Interesse des britischen Underground-Kult-Radio-DJs John Peel und Virgin-Labelboss Richard Branson wecken. Der internationale Durchbruch mit phaedra und rubycon war nur eine Frage der Zeit.