Tamikrest :: Toumastin

Die Mitglieder von Tamikrest gehören wie auch Tinariwen dem Stamm der Tuareg an. Ein Nomadenvolk, das einst über die Wüste herrschte und sich heute Repressalien ausgesetzt sieht. Sänger und Leadgitarrist Ousmane Ag Mossa verdingt sich als Tagelöhner und Wanderarbeiter. Der Lebensmittelpunkt von Tamikrest liegt in der Region um die Stadt Kidal, die sich 2.000 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Bamako befindet. Dort aber steht Malis wichtigstes Studio, Bogolan genannt, das vom 2006 verstorbenen Ali Farka Touré aufgebaut wurde. Es ist ein weiter Weg dorthin, und vielleicht hätten ihn Tamikrest nie gefunden, gäbe es nicht das schicksalhafte Aufeinandertreffen mit Dirtmusic. Während eines Wüstenfestivals freundeten sich Chris Eckman (The Walkabouts), Hugo Race und Chris Brokaw mit Tamikrest an. Drei Jahre liegt das zurück, beide Bands gingen gemeinsam auf Tour, unterstützten sich gegenseitig bei Albenaufnahmen, und Eckman produzierte nach dem Debüt Adagh nun auch Toumastin. Erstaunlich an Tamikrest bleibt, wie unbeeindruckt sie alles auf sich einwirken lassen, egal ob sie erstmals im Leben mit einer Fähre fahren, Amsterdams Rotlichtbezirk durchstreifen oder ein Studio von innen sehen. Wenn die Musiker in Europa unterwegs sind, saugen sie nach Jahren der Isolation Musik wie ein Schwamm auf. Tamikrest geben diese Eindrücke nicht unkontrolliert ab, sie zeigen sich auch auf Toumastin in der eigenen Tradition und archaischen Klängen verwurzelt. Und doch ist hier ein verstärktes Selbstbewusstsein herauszuhören, die Band löst sich von der Folklore, die Gitarrenriffs weisen gen Westen, die Musik nähert sich Funk und Dub. Eine erstaunliche Entwicklung, da kommt noch was.