Symptome und Beschwerden :: Tapete/Indigo
No Naivität anymore: Herpes und ihr Punkrock kommen ins Grübeln.
Die sind schnell. Nur 14 Monate nach ihrem Debütalbum schieben Herpes nun Symptome und Beschwerden hinterher. Im Gegensatz zur Veröffentlichungspolitik hat beim Rhythmus das Tempo allerdings etwas gelitten. Die Songs selbst sind zwar immer noch fast so kurz wie auf dem Erstling Das kommt vom Küssen, diesmal passen immerhin zehn Stück in gut 26 Minuten. Aber statt hektisch herumzustolpern, wird diesmal vorzugsweise vorsichtig getorkelt. Eine gemeinsame Tour mit den Fehlfarben hat anscheinend ihre Spuren hinterlassen, Herpes haben aus ihrem Punkrock die forsche Naivität endgültig getilgt und konzentrieren sich nun auf das studentische Grübeln: The Fall statt die frühen Ideal, Tiraden statt Hits. Auch inhaltlich hat man sich von der Heimatstadt Berlin entfernt, und richtet den Blick nun vermehrt auf überregionale Themen wie Beziehungen ohne Sex und Sex ohne Beziehung, Kinderkriegen oder Nichtkinderkriegen, das Grundrecht auf Glück und die Autobahn des Lebens. Dabei, das weiß Sänger Florian Pühs selbst, klingt er zwar bisweilen „wie ein prätentiöser Dirk von Sowieso“, aber konterkariert noch jeden Intellektualitätsverdacht mit unter der Gürtellinie angesiedelten Witzchen. Das ist dann doch wieder irgendwie Punk.
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