Super700

Under The No Sky

Motor Music/Rough Trade VÖ: 06.04.

Die Berliner Band hat abgespeckt. Und ihren Poprock mit einer Portion Wut angereichert.

Erst einmal sind Super700 kein Familienunternehmen mehr. Von den drei Schwestern ist nur noch Sängerin Ibadet Ramadani übrig, ihre beiden Schwestern singen keinen Background auf Under The No Sky. Das hat, wenig überraschend, erhebliche Folgen: Verschwunden sind die drei Stimmen, die sich auf den bisherigen beiden Alben der Berliner Band so hübsch und vertrackt und schwesterlich umschlangen. Nun steht die eine Stimme allein und ist plötzlich gar nicht mehr mädchenhaft. Das erste Stück „21st Century Girl“ ist Programm: ein düs­terer, hinterhältiger Popsong, der daherschleicht wie ein Mörder vor dem Verbrechen, und durch den sich ein bleischweres Schlagzeug schlägt und immer wieder atonale, bitterböse Gitarren fahren, während Ibadet Ramadani Unrecht beklagt und dass es keinen Gott mehr gibt, kein Gesetz und auch keine Wahrheit. Im weiteren Verlauf singt sie von sterbenden Nationen und dem verzweifelten Versuch, sein Leben in Würde zu leben. Währenddessen geben sich die Instrumente große Mühe, die immer wieder auftretenden Strecken allzu großer Harmonie mit miesepetrigen Rock-Ausfällen zurechtzurücken. Und weil das ganz hervorragend gelingt, sind Super700 jetzt nicht mehr bloß so etwas wie Garbage mit vertrackteren Harmonien. Sondern sie klingen plötzlich so intensiv und existenziell wie die mittlere PJ Harvey. Ziemlich wütend und ziemlich großartig. Key Tracks: „Old Moon“, „Dear Wolf“