Sufjan Stevens – Greetings From Michigan, The Great Lake State
Ein junger Folksänger, Abkömmling der Danielson Family, hat es sich in den Kopf gesetzt, in den kommenden Jahren jedem einzelnen Staat der Vereinigten Staaten von Amerika ein Album zu widmen. Größenwahn? Wer’s genau wissen will, sollte der ersten Veröffentlichung dieses Projektes ein Ohr leihen – und sich den Atem rauben lassen. Es ist ein Album, das sich mit Michigan beschäftigt, der Heimat der US-Stahlindustrie. Und mit den arbeitenden Menschen dort, ihren Träumen, Wünschen und Ängsten. Mit den Politikern, die diesen Staat regieren. Mit den Tieren in seinem Himmel, seinen Seen und Weiden. Es ist der herkulische Versuch, eine Region und ihre Bewohner in Klänge zu fassen. Wiesoll das gehen? „Our grandpa died in a hospital gown / She didn t seem to care/She smoked in her room and colored her hair / 1 was ashamed of her“, singt Stevens. So geht das, mit heller Melancholie in der Stimme. Und so: „I live in America with a pair ol Payless shoes“ / „I Ve seen my wife at the K-Mart / In strange ideas, we live apart“. Aber das ist nur die lyrische Seite von Songs mit so liebenswerten Titeln wie „Oh God, Where Are You Now? (In Pickeral Lake? Pigeon? Marquette? Mackinaw?!“ oder dem fast zehnminütigen „Detroit, Lift UpYourWeary Head! (Rebuild! Restore! Reconsider!]“. Wenn es um Detroit geht, dann klingt es wie ein Echo der dortigen Musikszene, als versuchten sich Low am Folk. Und wenn es um die kalten Winter des Nordens geht, dann bricht eine frostig klirrende E-Gitarre in die warmen, luftigen, sparsamen Balladen. An Nick Drake werden wir erinnert. Und wenn Philipp Glass Popsongs schreiben würde, dann klängen sie genauso wie Sufjan Stevens berückende Arrangements aus akustischer Gitarre, getupftem Piano, gezupftem Bluegrass-Banjo und gedämpften Oboen. Ach ja, der Mann spielt alle Instrumente selbst. Gerade arbeitet er an Idaho und Rhode Island. Bei dieser Art von Wahn ergibt sich die Größe von selbst.
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