Steve Reid Ensemble – Daxaar

Dass Laurence Beli,Chef der Plattenfirma Domino, die mit den Arctic Monkeys und Franz Ferdinand verdienten Millionen nicht in atomgesteuerte Luftkissenboote investiert, sondern zumindest teilweise in kommerziell wenig interessante Liebhaberprojekte steckt, ist schon oft geschrieben worden. Unter anderem bietet Beli bekanntlich seit drei Alben den kongenialen Kollaborationen des besser unter dem Moniker Four Tet bekannten Wusel-Elektronikers Kieran Hebden mit Jazz-Veteran Steve Reid ein Forum. Old meets new, nur dass Reid natürlich alles andere als im künstlerischen Sinne alt ist. Leider reicht auch hier wieder nicht der Platz, um die großen Verdienste aufzuzählen, die sich der lang gediente ehemalige Haus-Schlagzeuger des Plattenlabels Motown über mehrere Jahrzehnte hinweg erworben hat, aber wer sich für ihn interessiert, der weiß ohnehin Bescheid. Seit Mitte der sechziger Jahre ist der 63-Jährige einer der großen Schattenmänner des Jazz, Soul und Gott weiß was noch. Steve Reid verweigert sich standhaft allerlei Kategorisierungsversuchen. im Stillstand dürfen andere verharren. Knapp 40 Jahre, nachdem er im Verlauf eines mehrjährigen Afrika-Aufenthaltes unter anderem mit Fela Kuti arbeitete, ist er nun auf den „Schwarzen Kontinent“ zurückgekehrt-und Kieran Hebden war natürlich mit von der Partie. Drei atemlose Tage lang spielten die hier versammelten First-Take-Asse sich im Studio Dogo in Dakar mittels eines lockeren, nicht selten Miles-Davis-inspirierten improvisatorischen Stils in einen delirierenden Wahn, so dass der als Produzent aufgeführte Hebden vermutlich nur noch die Mikrofone an den richtigen Stellen zu platzieren brauchte. Dembel Biops smart führender Bass, Reids unaufdringliches, aber stets effektives Spiel und die repetitiv einlullenden Keyboard-Motive seines musikalischen Leiters, Boris Netsvetaevs, halten den Laden stringent zusammen. Auf dieser Basis entwickelt sich ein fiebriges Afrobeat-Amalgam, immer respektvoll flankiert von Kieran Hebdens behutsam eingewobenen, tschirpend quietschenden Samples. Während der Gitarrist Jimi Mbaye recht freisinnig und Santana-grundiert soliert, steuert Roger Ongolo mit an Lester Bowie erinnernder Trompetenarbeit das ein oder andere Leitmotiv bei. Es passiert wirklich wahnsinnig viel auf diesen sechs Tracks, aber immer ganz locker und schön laid back. Rein afrikanisch ist nur der von Isa Kouyate gesungene Opener namens „Welcome“. der Rest: ein kleines Manifest der Jazz-Internationale.

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