Steve Earle – Washington Square Serenade

Dieses Album dürfen Sie auch gerne „The Freewheelin‘ Steve Earle“ nennen. Der Wüter wider die Bush-Kamarilla, der Kämpfergegen Bigotterie. Beschränktheit und verblendete Bibeltreue, der Knorrige, der bei Zugaben gerne „Come on people now, get together, try to love one another right now“ oder „What’s so funny about peace, love and understanding“ sang, beseelt indes nicht von Hippie-Blütenträumen, sondern von einem heiligen Zorn, geht auf Washington Square Serenade den Schritt vom Politischen zum Privaten. Doch eines muss man bei Master Earle. seit einiger Zeit in New York City ansässig, gewiss nicht befürchten: dass er einen mit weinerlicher Nabelschau samt introspektivem Geklampfe belästigt. Der Titel seines neuen Longplayers rekurriert auf das Epizentrum der amerikanischen Folkmusic, das Anfang der 60er in eben jenem Distrikt des „Big Apple“ lag, der Geist, der über dem Album schwebt, gemahnt an jene eingangs erwähnte zweite Dylan-LP, doch die Ausführung ist eine andere, heutigere, eklektischere. Von „Tennessee Blues“, einem altersweisen Remake des Guitar Town-Tracks, bis zur seltsam lichten Lesung des Tom-Waits-Songs „Way Down In The Hole“ reiht der Mann aus Fort Monroe, Virginia, einen großartigen Song an den anderen: das folkrockige „Down Here Below“, das – doch, doch – funkig-scratchende „Satellite Radio“, das bossa-beschwingte „City Of Immigrants“, das bebende „Jericho Road“, in dem Mr. Earles Gesang an Richie Havens‘ manische Predigten erinnert, der geisterhaft-dringliche „Oxycontin Blues“, der schlichte, aber ergreifende Pete-Seeger-Tribute „Steve’s Hammer“, das bezaubernde „Days Aren’t Long Enough“ (mit Allison Moorer). Steve Earle hat sich also wieder einmal auf die Reise gemacht-und er hat uns einen Schatz zurückgebracht. Thank you, Maestro.

www.steveearle.com