Steve Coleman And Five Elements :: All That Jazz

Auf einer der beiden DVDs, die sich auf den Rückseiten der zwei CDs befinden, zeigt sich Steve Coleman in wahrer Jubellaune. Angesichts eines gerade mal 19jährigen Schlagzeugers, der polymetrische Höchstschwierigkeiten einfach mal so aus dem Ärmel schüttelt. Marcus Gilmore heißt dieser Wunderknabe, der gleich nahezu beim kompletten Material von Weaving Symbolics das musikalische Rückgrat bilden durfte. Diesem Doppelalbum des Altsaxophonisten Coleman, der seinem Ruf als fanatischer wie fantastischer Rhythmus-Jongleur erneut gerecht wird. Denn seit Coleman vor nunmehr einer halben Ewigkeit sein „M-Base“-Projekt gestartet hat, aus dem solche Kolleginnen wie Cassandra Wilson und Gen Allen hervorgegangen sind, widmet er sich den Antriebskräften der afroamerikanischen Musik. Angefangen hat das mit dem von ihm und seiner Band Five Elements initiierten Free-Funk, bei dem der Groove immer weiter in sich verschraubt wurde. Und nach den teuflischen HipHop-Metamorphosen mit dem Trio The Metrics hat sich Coleman mittlerweile zu einem reisenden Feldforscher entwickelt, der in Afrika, in Kuba und eben nun in Brasilien dem Rhythmus an die Wurzeln geht. Mit jazzy Worldmusic hat das natürlich alles nichts zu tun. Vielmehr fügt Coleman die authentischen Rhythmen in einen Überbau ein, der von esoterischer Freigeisterei genauso beeinflußt ist wie von den Jazz-Göttern Charlie Parker und John Coltrane. Und diesmal kommt sogar noch ein dritter Name ins Spiel, der Colemans polyphone Black Music endgültig adelt: Johann Sebastian Bach. Wie der Barock-Meister baut Coleman erstklassige Fugen zusammen, die in einem hypnotisch getriebenen Big-Band-Sound auf die Probe gestellt werden. Mitzählen ist da aber genauso zwecklos wie nahezu beim gesamten Doppelalbum. Und bei aller XXL-Komplexität, die Coleman mit u.a. Jeff Tain Watts, Eric Revis und Marcus Gilmore hinlegt, ist auch Weaving Symbolics nicht etwa ein intellektuelles Jazz-Elaborat. In diesem Energiepaket steckt soviel knackige Impulsivität, daß man sich über den Unterhaltungswert keine Gedanken zu machen braucht.

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