Stefanie Schrank
Unter der Haut eine überhitzte Fabrik
Staatsakt/H’Art (VÖ: 27.9.)
Die Künstlerin und Locas-in-Love-Bassistin sucht im Vokabular der Club-Kultur nach radikaler Poesie.
Im Jahr 1858 machten die beiden Mathematiker Johann Benedict Listing und August Ferdinand Möbius voneinander unabhängig eine interessante Entdeckung. Klebt man einen rechteckigen Streifen, zum Beispiel aus Papier, an den Enden zusammen, aber dreht vorher das eine Ende um 180 Grad, entsteht ein verwirrendes Objekt. „Oben wird unten, unten wird oben, innen wird außen, außen wird innen“, singt Stefanie Schrank mit emotionsloser Stimme in ihrem Song über die sogenannte „Möbiusschleife“. Dazu tuckert stoisch ein Elektro-Beat mit der Beharrlichkeit eines Grundlagenforschers kurz vorm wissenschaftlichen Durchbruch.
AmazonHochartifiziell ist sie, die Musik von Stefanie Schrank, bekannt als Bassistin der Kölner Band Locas in Love, aber auch als Künstlerin. Mit der Hilfe von Lucas Croon, bei Stabil Elite für die Synthesizer zuständig, sind Songs entstanden, die sich zwar des musikalischen Vokabulars der Clubkultur bedienen, aber dann doch fremdeln auf dem Tanzboden und in der Chillout-Zone.
Und das hat nicht nur mit den Texten zu tun, die beständig Englisch und Deutsch, popkulturelle Referenzen und profanen Witz, Luke Skywalker und Karl Marx, poetischen Kitsch und abstrakte Poesie in einen Topf schmeißen. Nein, das liegt auch an der, trotz mittelschneller Bpm-Zahlen, wie scheintot daherstolzierenden Musik. „Wo ist der Flow?“, fragt Stefanie Schrank, „alles stößt an, alles hat Kanten.“ Ja, so ist es. Aber in seiner Konsequenz eben auch so faszinierend wie eine Möbiusschleife.