Star Wars: Episode I – Die Dunkle Bedrohung :: Zahnlos

Ein junger George Lucas Heß sich dereinst zu folgender Aussage hinreißen: „Nichts Ist einfacher, als sein Publikum emotional einzubinden: Man muß nur einem Kätzchen den Hals umdrehen.“ Wenn die Rezeptur tatsächlich so simpel Ist, dann stellt sich die Frage, warum es so schwer ist, eine emotionale Bindung zu den Figuren In Lucas‘ erster Regiearbeit seit dem ersten KRIEG DER STERNE von 1977 aufzubauen. Es kann nicht am Drehbuch liegen, das in seiner klassischen Konventionalität über eine deutlich formulierte Stoßrichtung verfügt: die Ouvertüre zu einer kosmischen Tragödie, der Geschichte des Jedi-Ritters Anakin Skywalker, der sich von der dunklen Seite der Macht verführen läßt. Schwächen zeigt der Auftakt der mythischen Saga vielmehr In der schwerfälligen Inszenierung: Lucas hatte nie ein Faible für Schauspieler, und so kämpfen sich Vollprofis wie Liam Neeson oder Pernilla August durch hölzerne Dialoge, während Lucas seine Bilder bis zum Rand mit Effekten vollstopft. Die Mehr-ist-mehr-Philosophie funktioniert auch, wenn man etwa mit den Jedis Qil-Gon Jinn (Neeson) und Obi-Wan Kenobi (McGregor) in die Unterwasserstadt Otoh Gunga hinabtaucht, sich mit Anakin beim Pod Race als Ben Hur fühlen darf oder die Gunganer zur gigantischen Schlacht gegen ein Heer von Kampf-Robotern antreten. Zumeist aber wirkt die visuelle Überfrachtung der Leinwand kontraproduktiv. Die vergangenen Teile bleiben überzeugender und echter, weil Lucas In Ermangelung finanzieller und technischer Möglichkeiten gezwungen war, mehr Gewicht auf Charaktere und Bildkomposition zu legen. Vielleicht will keine Spannung aufkommen, weil man weiß, daß die eigentliche Handlung, das Schicksal des von Königin Amidala (schöner als jeder Effekt: Natalie Portman) regierten Planeten Naboo, der in den Krieg getrieben wird, nur dazu dient, Obi-Wan Kenobi mit Anakin Skywalker zusammenzubringen. Aber selbst das entschuldet nicht, daß Lucas sein Publikum pausenlos den albernen Pausenclown Jar-Jar Binks zumutet, und, schlimmer noch, seinen Bösewicht Darth Maul verschenkt. Wer sich an den grandiosen ersten Auftritt von Darth vader erinnert, wird enttäuscht sein, daß der slebenhörnlge Teufel erst beim finalen Doppellaserschwertkampf mit Qui-Gon und Obi-Wan richtig zeigen darf, was in ihm steckt. Gewiß, EPISODE I hat hohen Unterhaltungswert, ist nie langweilig, und für Fans gibt es viel zu entdecken. Im Angesicht etwa von MATRIX – der das wahre Erbe von KRIEG DER STERNE antritt, weil er der Film ist, der den Weg in die Zukunft weist – wirkt diese Reminiszenz an das 50er Jahre-Abenteuerkino aber wie ein PRINZ EISENHERZ des Digital-Zeltalters: altmodisch, weltfremd und zahnlos.