St. Vincent :: Strange Mercy
4AD/Beggars/Indigo
Großes Pop-Kino, das sich aus dem Clash der Klangfarben speist.
Gleich der erste Track ihres ersten Albums Marry Me (2007) wird eine halbe Minute vor Schluss von einer piesackenden E-Gitarre erobert, die nicht mehr loslässt und erst in einem Wall Of Noise zum Schweigen kommt. Danach zaubert Annie Clark alias St. Vincent ihre Sonntags-Sopranstimme aus dem Hut, um „Jesus Saves, I Spend“ zu singen. So geht das bei der in Texas aufgewachsenen Sängerin, Songwriterin und Multiinstrumentalistin, erstens treffen die Extreme in ihren Songs unerschrocken aufeinander, zweitens können die Geschichten, die sie erzählt, ganz wunderliche Haken schlagen, drittens hält all das die Künstlerin keineswegs davon ab, äußerst kompakte, konzise Alben zu veröffentlichen. Womit wir bei Strange Mercy sind, die elf von John Congleton (Clap Your Hands Say Yeah!) produzierten Songs entstanden in Dallas und sind mehr als die Vorgänger noch Oden an den klassischen Gitarrenhelden, mit allen Vorzügen und Nebenwirkungen, die das mit sich führt. Das Geschredder der E-Gitarre tritt diesmal schon nach 16 Sekunden in den ersten Song „Chloe In The Afternoon“. Es geht entschieden in die Kontraste zum cinematografischen Rest, zu den, vollendet durch die Kunstlandschaft fahrenden, Streichern und Chören. Der Clash der Klangfarben, Rock & Noise vs. Elektronik vs. Singer/Songwriter, verleiht dem Album eine nervöse Spannung, die St. Vincent erst in ihren Vokalbeiträgen auflöst, diese geben dem großen Pop-Kino ein Gesicht. Die Machart ist von den besten Björk-Alben bekannt. Als Indie-Pop-Prinzessin hat Annie Clark eh schon Filmreife erlangt.
Key Tracks: „Surgeon“, „Champagne“
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