Squarepusher

Ultravisitor

Wenig Geniales vom nicht mehr ganz so jungen Blectronica-Wunderkind.

Tom Jenkinson ist ein Genie. Das können wir seit acht Jahren auf diesen Seiten in schöner Regelmäßigkeit lesen. Wie Squarepusher 1996 als 20-Jähriger auf AphexTwins Rephlex-Label in die Drum’n’Bass-Szene eingestiegen war, mit komplexen, freaky Breakbeats, die man vorher noch nicht gehört hatte. Wie er zwei Jahre später auf music is rotted one Note als Ein-Mann-Fusion-Band der Breakbeatgemeinde eine kurze Geschichte des Jazz erzählt hat, ob die das hören wollte oder nicht. Wie er den Niedergang des Drum’n’Bass überlebt hat, weil seine Musik größer ist als das Genre, dem sie zugerechnet wird – das alles trug die Züge des Genialen. Zur Veröffentlichung des neunten Squarepusher-Albums greift sein Label tief in die Zitatenkiste, um ein paar schlagkräftige Argumente auszugraben, die die Genie-These noch weiter unterfüttern: The Neptunes, Thom Yorke und Andre 3000 dürfen ihrer tiefen Bewunderung für den 28-Jährigen Ausdruck verleihen. Dass das zusammenfällt mit der Veröffentlichung eines Squarepusher-Albums, das nicht rundum gelungen ist, darf dann schon als ein bisschen unglücklich gewertet werden, ultravisitor ist eine in weiten Teilen zerfahrene Angelegenheit, die zwar die ganze Kunst ihres Schöpfers zum Ausdruck bringt, aber mangels Homogenität schon ein bisschen an den Nerven zerrt. Ein jazziges Slapbass-Solo, die elektronische Achterbahn, die nie zum Stillstand kommt, manische Breakbeats und HipHop-Versatzstücke mögen für sich allein genommen große Kunst sein, wirken aber auf der Strecke von 80 Minuten wie ein unvollendetes Patchwork. Wohin die Reise geht, zeigt Squarepusher im März auf englischen Bühnen. Zusammen mit Labelmate Jamie Lidell und der London Sinfonietta wird er Werke von John Cage, Edgard Varese, Steve Reich und ein paar eigene aufführen. Aber jetzt ist jetzt und ultravisitor ein okayes Album, aber keine Genieleistung.