Sophia Kennedy
Monsters
City Slang/Rough Trade (VÖ: 7.5.)
Zwischen Fakten und Fiktion: Die Wahlhamburgerin öffnet alle Schleusen in trippige Pop- und HipHop-Soundwelten.
Dieses Album ist maximal verstörend. Aber im besten Sinne, denn nichts ist bei Sophia Kennedy so, wie man es vermutet, und das ist ziemlich genial. In „I’m Looking Up“ singt sie wiederholt auf Deutsch „Ich bin so allein“ und hat schon insofern recht, dass ihr Klanguniversum derart einmalig ist, dass es sich schlecht mit anderen Künstler*innen vergleichen lässt. In welches Genrefach soll man greifen, um Kennedys Musik für Menschen, die sie gerade nicht hören können, nahbarer zu machen?
AmazonWenn man sich die 13 Tracks auf MONSTERS anhört, bebt, pluckert, rauscht es ständig bedrohlich. Da stellt sich ein Prickeln ein, das man gut in Bauch, Füßen, Händen merkt. Es gibt dieses Grunddröhnen, über das Kennedy mit der Selbstverständlichkeit einer Priesterin singt. Nur zu gerne folgt man ihr in die Abgründe, die sie in ihren Lyrics heraufbeschwört.
Mit der Selbstverständlichkeit einer Priesterin
Doch so gefestigt ihre tief-warme Stimme auch sein mag, so wackelig wird es auf inhaltlicher Ebene. Und da sind wir mittendrin
im verstörenden Part. Sie fragt: „Are you fact, are you fiction?“ in „I Can See You“, vergleicht Wortfindungsprobleme mit einem Schrei unter Wasser („Cat On My Tongue“) und erklärt in „Loop“, alle Mütter seien irre, weil bereits ihre Mütter verrückt waren.
Rund vier Jahre nach ihrem Debüt hat die aus Baltimore stammende Sängerin ihren trippigen Stil mit Pop- und HipHop-Elementen verfeinert. Schrille Affengeräusche, Alien-artige Soundscapes und die Ansage, viele würden ihre Probleme wie gut zu pflegende Haustiere behandeln (in „Frances“), lassen die Nackenhaare senkrecht stehen und zig Fragezeichen auftauchen. Wenn eine im Dunkeln mit einer Taschenlampe unter dem Kinn anderen Geschichten erzählen sollte, dann Sophia Kennedy. Sie weiß, wie man Anspannung, Atmosphäre und dabei einzigartige Schönheit erschafft.